Moment Mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Leben mit guten Aussichten
Wie geht es Ihnen? Diese Frage wurde uns letzte Woche bei einem Besuch in unserer letzten Dienststelle immer wieder gestellt. Häufig kam dann, ehe wir antworten konnten: Gut sehen Sie aus.
Man kann in der Tat sehr viel im Gesicht, in den Augen und an der Körperhaltung eines Menschen ablesen. Wenn einer den Kopf hängen läßt oder niedergeschlagen dreinblickt bleibt nur noch die Frage: Warum?
Was nimmt mich gerade gefangen, was beschäftigt mich so, dass ich keine Perspektive mehr sehe?
Die Adventszeit will unsere Aufmerksamkeit auf Gottes Perspektiven richten. Ankunft, Ankommen, dass ist GOTTES Agenda, sein Plan. ER will bei uns ankommen und wir dürfen bei IHM ankommen. Er kommt uns entgegen und wir dürfen IHM entgegenlaufen. Das ist wie eine Beschreibung für ein Leben im Vertrauen auf GOTT. ER will bei uns sein, mit uns sein, unter uns sein. Die Bibel spricht sogar vom Wohnen GOTTES bei uns Menschen.
Daheim sein bei IHM. Das hat einen unendlich vertrauten und schönen Klang. Das klingt nach Geborgenheit und Fürsorge. Ja, wie geht es IHNEN gerade. Was beschäftigt Sie? Wie sind Ihre „Aussichten“, ganz persönlich. Wie blicken Sie in die Zukunft? Wie sehen Sie unsere gesellschaftliche Situation, wie das Geschehen in Europa und die globalen Ereignisse??
Im Advent wird mit all den vielen Zeichen, die wir in dieser Zeit nutzen und genießen, eine unglaublich frohmachende Botschaft zum Klingen gebracht. Ein Licht nach dem anderen wird entzündet, bis dann in der Heiligen Nacht der Glanz des Christbaums aufstrahlt:“Christ; der Retter; ist da.“ „Siehe; ich verkündige euch große Freude, denn Euch ist heute der Heiland geboren.“ Mitten in der Nacht diese Nachricht! Mitten in den grauen Alltag diese Botschaft! „Seht auf, und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“
Das ist die Nachricht schon des 2. Advent. Bevor Lukas das schreibt, erzählt er von einer geopolitischen Lage, die ganz so aussieht wie all das, was gerade uns in den Nachrichten die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. „Seht auf, das ist keine Sonntagsrede. Das ist nicht ein billiges : Kopf hoch. Nein, hier geht es um mehr. Hier wird das große Vertrauen darauf erinnert, dass Gott uns und die Welt nicht dem Selbstlauf überlassen hat. Schon lange arbeitet ER an der Lösung! Erlösung, dass ist die Lösung der Schuldfrage, der Machtfrage, der Gerechtigkeitsfrage und der Friedensfrage.
Das Ende von Anklage, Vorwurf, Selbstzerfleischung, Feindschaft und Verletztheit durch seine Vergebung und Versöhnung, weil Gott sich selbst auf die Anklagebank gesetzt hat und weil das Kommen Jesu in diese Welt seine liebevolle und zarte Einmischung in unsere Probleme und Konflikte bringt. Immer noch ist Gottes Erbarmen und Liebe die größere Kraft. Sie ist entwaffnend, heilend und entlastend!
Seht auf: das heißt, wir sollten unsere Alltagswirklichkeit, die persönliche, die gesellschaftliche und globale, realistisch wahrnehmen. Das ist das Gegenteil von einer Vogel-Strauß-Mentalität: Kopf in den Sand. Dahinter oder darüber dürfen wir aber etwas anderes sehen: Die Krippe, Gottes zarte, verletzliche Liebe und das Kreuz, Gottes vergebende, mitleidende, entlastende Liebe.
Da hat sich dann nicht gleich alles verändert, aber ich lasse mich nicht mehr nach unten ziehen. Ich liefere mich nicht den Negativnachrichten und den Ängsten, Schmerzen, Sorgen und Traurigkeiten aus. Ich ergebe mich ihnen nicht. Ich erkenne sie nicht länger als das Letzte und Unabänderliche an.
Ich erwarte vertrauend, hoffend und betend, dass GOTTES Plan B greift: Eine neue Welt, die immer einmal aufleuchtet, wo die Liebe Gottes „Krisenherde“ schon jetzt befriedet. Oder den Blick für die kleinen, erkennbaren Lösungen in unserem Leben zu haben. Das erbitte ich uns alles in dieser Adventszeit und nicht nur jetzt.
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