Moment Mal
von Pfrn. Verena Mittermaier
Alles hat seine Zeit
Alles hat seine Zeit.
Heute ist Zeit, auf den Friedhof zu gehen.
Alle anderen Vorhaben sollen jetzt einmal warten.
Heute ist Abschiedszeit.
Ein Abschied steht an. Viel zu früh. Von einem Menschen, der ganz am Anfang seines Lebens stand. Ein kleines Kind, zu früh geboren und nach wenigen munteren Tagen auf der Welt schon wieder gegangen. Die Eltern müssen sich verabschieden von all den Hoffnungen, Plänen, Träumen, Vorstellungen, die sie von dem gemeinsamen Leben hatten. Zusammen mit vielen anderen Gästen stehe ich in Gedanken versunken am Grab. Der Anblick des winzig kleinen Sarges erschüttert.
„Wenn ein Mensch kurze Zeit lebt / sagt die Welt dass er zu früh geht / Wenn ein Mensch lange Zeit lebt / sagt die Welt, es ist Zeit dass er geht / Jegliches hat seine Zeit / Steine sammeln, Steine zerstreun / Bäume pflanzen, Bäume abhaun / Leben und Sterben und Frieden und Streit…“
Alles hat seine Zeit.
Heute ist Zeit, auf den Friedhof zu gehen.
Volkstrauertag und Totensonntag sind für viele Menschen so eine Zeit. Viele führt in diesen Tagen am Ende des Kirchenjahres der Weg auf den Friedhof. Namen von Verstorbenen werden verlesen. Bläsermusik erklingt. Es werden Kerzen entzündet. An Lebensgeschichten wird erinnert. Die Gräber erfahren besondere Aufmerksamkeit und Pflege. Manche Angehörige suchen still für sich allein ihre Stätten des Gedenkens auf.
Alles hat seine Zeit. Weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit.
Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit; man kann nichts dazutun noch wegtun, sagt das Predigerbuch der Bibel.
Rhythmen haben ihre Zeit. Wie gut. Auch die Grabesstille wird wieder von fröhlichem Festlärm abgelöst werden.
Was hat heute seine Zeit - für Sie?
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