Moment Mal
von Pfarrer Wolfgang Nier
Der Neid
Das Leben ist doch langweilig - so zufrieden, so dankbar, so genügsam wie wir sind. Kann man was gegen ein so langweiliges Leben machen? Aber sicher. Versuchen wir es mit Neid! Der Neid ist ein wunderbares Mittel, der Lebensfreude an die Wurzel zu gehen und alle positiven Gefühle für das Leben und die Menschen zu bekämpfen.
Man lebt sein Leben in aller ländlichen oder städtischen Beschaulichkeit, macht seine Arbeit, macht seine Telefonanrufe zu Geburtstagen oder vergisst sie, abends guckt man Fußball, GZSZ oder verschachert mit Frau Bause Frauen an einsame Bauern, schwätzt mit netten Nachbarn, trifft sich zu Festzeiten im Jahr mit der Familie und guten Freunden… das ist der alltägliche Reigen unseres Alltags - bis man auf einmal merkt: irgendwas knirscht.
Tante Adelheid ist so komisch oder der sonst nette Nachbar hat auf einmal so einen merkwürdigen Blick, der beste Freund, den man hat, tickt auf einmal auf einer völlig anderen Strecke oder man selbst ist plötzlich so unfroh, voller böser Gedanken und findet die Welt und auf ihr alle Menschen einfach nur noch zum Kotzen.
Was ist passiert? Kann man mitunter auf Anhieb gar nicht mal sagen. Doch plötzlich stösst man auf Gedanken:
„Wieso gelingt unserem Nachbarn der Blumengarten so schön und mir nicht?“ und genau andersherum: „Wieso ist meine Nachbarin so ausgeglichen und fröhlich in ihrem chaotischen Garten und ich fühle mich immer so von den Blicken anderer gejagt und gehetzt und finde keine Ruhe?“
„Warum kann der andere sich öfter mal was Schönes leisten und ich muss mein Geld zusammenhalten, damit ich über die Runden komme?“
„Warum hat mein Freund Arbeit und ich bin schon so lange arbeitslos?“
„Warum kann mein Bruder Freitagmittag den Büroschreibtisch zusammenfalten und ich muss bis Samstagnachmittag im Geschäft stehen oder in der Werkstatt oder auf dem Bau?“
Neid - ist eine Seuche, die den Menschen von innen her vergiftet. Vor allem hat ja die Beneidete gar nichts von meinem Neid - wenn sie wenigstens Magenbeschwerden davon kriegen würde - aber ich bin ja derjenige, der vom eigenen Neid innerlich und oft auch äußerlich krank wird. Neid frisst wie ein Krebsgeschwür jegliches positives Lebensgefühl, jede Freude am Leben, er zerstört die besten Freundschaften und kann einen Menschen in die Isolation und Einsamkeit führen.
Aber kein Mensch will beim Neid stehen bleiben. Und schon gar nicht bei seinem eigenen. Darum 3 Tipps den Neid unschädlich zu machen
- Stellen wir uns der Wahrheit und gestehen uns unsere eigenen Neidpunkte ein. Vielleicht entdecken wir ja, dass wir eine gepflegte Neidkultur in unseren Herzen tragen. Was versteckt, nebulös und uneingestanden in einem arbeitet, das ist das, was einen auch vergiftet und die Seele verätzt.
Aber wenn man einen Neidpunkt beim Namen nennen kann, dann hat man auch die Chance zu überlegen, z.B. ob dieser Neid denn auch der Wirklichkeit, in der ich lebe, entspricht?
Und mitunter wird man feststellen müssen: ich lebe in einer anderen Lebenswirklichkeit als der andere, der Beneidete. Und dann kann man sachlich überlegen, ob man denn wirklich lieber das Leben des Beneideten leben will, ob man dann wirklich glücklicher und zufriedener wäre?
- Wahrnehmung meines Lebens aus der Gottesperspektive: Anstelle das Leben eines anderen zu beneiden ist es besser das eigene Leben aus der Perspektive Gottes wahrzunehmen. Denn Neid ist ein Gefühl, das das eigene Leben ohne Gott betrachtet.
Betrachte ich das, was Gott mir geschenkt hat für ein Leben, dann finden sich Begabungen, Fähigkeiten, das Leben zu meistern und zu gestalten, meine Fähigkeiten und Möglichkeiten mit den Unwägbarkeiten des Lebens fertig zu werden usw. - all das ist ein einzigartiges Geschenk von Gott für mein Leben, aber eben nur für mein Leben.
Und diese Einzigartigkeit meines Da-sein gehört zu einem Bild, das sich Gott für mein Leben gedacht hat.
Wenn ich neidisch bin, schiele ich nach Puzzleteilen eines Lebens, die zwar in das Bild eines anderen Menschen passen, die aber in mein Bild einfach nicht hinein passen würden.
- Dankbarkeit trainieren. Machen sie es sich immer wieder bewusst wofür sie Gott danken können. Das kann bei den Begabungen anfangen, die sie haben, bis hin zu den kleinen Details der Schöpfung die sie mit Freude erfüllen, von den großen Bewahrungen und Führungen Gottes bis hin zu den Menschen, die ihr Leben umgeben und von denen sie geliebt werden.
Basilea Schlink, eine Ordensgründerin des vorigen Jahrhunderts schrieb einmal:
„Fange an zu danken für alles, was du geschenkt bekommen hast, und es bleibt kein Raum mehr zu neiden. Danke auch für das, was dem anderen geschenkt wurde - und das Gift des Neides muss weichen.“
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