Moment Mal
von Rebecca Cyranek
Ich mach’ da nicht mit
Zuhause haben wir ein Kinderbuch: „Mutig, mutig“ von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen vier Tiere: eine Schnecke, ein Frosch, eine Maus und ein Spatz. Ihnen ist langweilig und daher überlegen sie sich verschiedene Mutproben. Jedes Tier muss etwas besonders schwieriges machen. Frosch, Schnecke und Maus geben sich größte Mühe und verdienen sich die Anerkennung der anderen. Der freche Spatz ist als letztes dran und überlegt sehr lange, wie seine Mutprobe aussehen soll. Alle erwarten von ihm etwas ganz besonderes. Er überlegt und überlegt und sagt schlussendlich: „Ich... ich mach nicht mit.“
Die anderen Tiere sind verdutzt, aber nach mehreren Sekunden ist bei allen der Knoten geplatzt und sie sind begeistert über so viel Mut vom Spatz. Mutig wie er ist, hat er sich einfach der gesamten Mutprobe und damit der Gruppendynamik entzogen. Und so wie der Spatz in der Geschichte jede Menge Mut beweist, so finde ich es auch mutig, sich den derzeitigen Gruppendynamiken zu entziehen. In Zeiten von Trump, AfD und Pegida bleibt nur eins zu sagen: Ich mache da nicht mit.
Es ist nicht mutig, menschenverachtende Parolen von sich zu geben. Zumal diejenigen, die diese Sätze von sich geben, sich gerne darauf berufen, „dass man das doch wohl noch sagen darf“. Als kostet es Mut, Höflichkeit ad Acta zu legen und als wäre es mutig, sich auf Menschen zu stürzen, denen es noch schlechter geht als einem selbst. Noch immer werden Flüchtlingsheime angegriffen und Lügen verbreitet. All das verbessert nicht die eigene soziale Lage. Ich kann Sie daher nur darum bitten: Seien Sie mutig, verweigern sie sich den Menschen, die einfache Lösungen präsentieren. Nicht wenn wir Zwietracht säen, sondern nur wenn wir Menschen zusammen halten, einander helfen und unterstützen, können wir viel erreichen und die Lage für alle verbessern. Das christliche Abendland, das einige bei all ihrem Hass so sehr beschützen wollen, wird nicht gerettet, wenn wir anderen Schaden zufügen. Jesus hat sich vor die Schwachen gestellt, die Aussätzigen beschützt und den Armen geholfen. Er war für alle da, unabhängig von deren Herkunft, Religion, Aussehen oder des Geschlechts und hat uns dazu aufgefordert, unsere Herzen zu öffnen.
Wenn Jesus heute unter uns weilen würde, dann wäre er wie der Spatz in der Geschichte. Er würde wahrhaftig mutig sein und Angriffe auf Leib und Leben verurteilen und nicht klatschend daneben stehen oder sogar selbst Steine werfen. Das Christentum steht für Liebe und nicht für Ausgrenzung. Lassen Sie uns gemeinsam mehr wie der Spatz aus der Geschichte sein.
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