Moment Mal
von Pfarrer Sacha Sommershof
Am Sonntag jährte sich der Abschluss des Augsburger Religionsfriedens zum 461. Mal. Am 25. September 1555 verabredeten die katholischen und evangelischen Reichsstände gemeinsam mit dem Abgesandten des Kaisers, dass beide Glaubensrichtungen anerkannt wurden und es den Landesfürsten anheim gestellt war, welcher Konfession sie angehörten. Aus moderner Sicht war das vielleicht kein Akt der Glaubensfreiheit, mussten die Untertanen doch dem Glauben ihres Landesherren folgen. Für die Befriedung des Landes jedoch war der Friedensschluss ein Meilenstein, beendete er fürs Erste die Auseinandersetzungen zwischen der katholischen und der evangelischen Konfession, die sich, vermengt mit politischen Zielen, in kriegerischen Auseinandersetzungen gezeigt hatten.
Der Friedensschluss von Augsburg hielt jedoch nicht lange; 1618 begann der 30-jährige Krieg, der mit dem Westfälischen Frieden endete, der manches vom Augsburger Religionsfrieden bestätigte und konkretisierte. In der letzten Woche fand in Hamburg der Deutsche Historikertag unter dem Motto „Glaubensfragen“ statt. In seiner Eröffnungsrede wünschte sich der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier für den Syrienkonflikt ein Pendant zum Westfälischen Frieden, denn auch die Auseinandersetzungen im Nahem Osten sind eine Mischung aus Konfessions- und politischen Kriegen, ganz so wie vor 400 Jahren in Europa.
Es war der Auftakt für die Diskussion über die Frage, welche Rolle Religion heute spielt, im Aufbranden von Konflikten, im Lösen von Konflikten und ob sie überhaupt noch eine Bedeutung hat. Deutlich ist wohl, dass Religion von Anfang an Menschen nicht von Fehlverhalten abgehalten hat und sie im Laufe der Jahrhunderte gar dazu animierte, sich zu streiten und zu bekriegen. Und um es auf die Spitze zu treiben, wurde und wird das Göttliche als Legitimation für das eigene unmenschliche Handeln benutzt.
In dieser Diskussion geht dann allzu schnell unter, dass Religion vor allem eine andere Seite hat, nämlich die, viele Menschen dazu zu stärken und zu ermutigen, sich einem friedlichen Miteinander in der Welt zu verschreiben. Nicht immer muss dies im großen Wurf geschehen, der im Fokus historisch- wissenschaftlicher Betrachtungen steht. Die Stärke von Religion, im Kern übrigens aller Religionen, ist es, dass viele Menschen in kleinen Schritten danach streben, ein Miteinander und Frieden zu schaffen. Wie solch ein kleiner Schritt aussehen kann, beschreibt der Wochenspruch, unter den sich Christinnen und Christen diese Woche stellen.
Er stammt aus dem Neuen Testament und steht im 1. Johannesbrief: „Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.“ So kurz und prägnant könnte ein Friedensschluss lauten, und befolgte man ihn, würde Religion nur noch als Friedensgrund heranzuziehen sein.
Am 25. September 2017 wird wieder dem Augsburger Frieden von 1555 gedacht, in einer Welt, in der die Kriege wahrscheinlich immer noch wüten. Ich hoffe aber, dass wenigstens Religion sich an das hält und dem nachkommt, was ihr eigentlicher Auftrag ist: Menschen immer wieder daran zu erinnern, was religiöses Leben ausmacht: Gott lieben und den Nächsten lieben.
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