Moment Mal
von Rebecca Cyranek
Bilderbücher sind etwas Großartiges, weil sie Botschaften in eine anschauliche und schlichte Form bringen.
Eines der großartigsten Bilderbücher, die ich derzeit kenne, ist das Buch „Steinsuppe“ von Anais Vaugelade.
Die Geschichte ist wie folgt:
Ein Wolf kommt mitten im Winter ins Dorf der Tiere. Hier klopft er an die erste Tür des Dorfes. In ihm wohnt die Henne.
Die Henne öffnet vorsichtig die Tür um zu sehen, wer sich dahinter verbirgt. Als sie mitbekommt, dass es der Wolf ist, erschreckt sie sich. Doch der Wolf beruhigt sie indem er ihr erzählt schon sehr alt zu sein und kaum noch Zähne zu haben. Er wolle sich nur bei ihr eine Steinsuppe kochen. Schließlich siegt bei der Henne die Neugier auf den Wolf und auf die ungewöhnliche Suppe und so lässt sie den Wolf herein.
Kaum im Haus beginnt der Wolf mit den Vorbereitungen. Die Henne ist etwas irritiert, als sie erfährt die einzigen Zutaten sind Wasser und ein Stein. Sie möchte gern noch etwas Sellerie hinzufügen. Der Wolf hat nichts dagegen.
Doch da klopft es wieder an der Tür. Das Schwein schaut vorbei, da es sich Sorgen macht nachdem es gesehen hat, dass der Wolf zur Henne gegangen ist. Als es erfährt, das gemeinsam Steinsuppe gekocht wird, will es auch einen Beitrag leisten, läuft nach Hause und holt Zucchini. Es dauert nicht lange und immer mehr Tiere des Dorfes kommen dazu. Alle wollen zunächst nachschauen, ob es der Henne gut geht, da sie den Wolf haben in ihr Haus gehen sehen. Doch sie alle sind begeistert vom gemeinsamen Kochen und so wird die Suppe schließlich mit allerlei Gemüse, das ein jeder dazu holt, gekocht.
Sie machen es sich gemütlich, erzählen miteinander und essen schließlich die Suppe.
Sie sind gerade mittendrin im geselligen Beisammensein, da holt der Wolf plötzlich ein Messer aus seiner Tasche und...sticht in den Stein. Diesen befindet er als „noch nicht ganz durch“ und bittet darum ihn für sein Abendessen morgen wieder mitnehmen zu dürfen. So macht der Wolf sich wieder auf den Weg. Auf die Frage, ob er denn bald wiederkomme antwortet er nicht.
„Steinsuppe“ ist eine Erzählung die mit Vorurteilen spielt. Bis zum Schluss rätseln die Leser*innen, was der Wolf eigentlich im Schilde führt. Ob er die Henne eigentlich essen wollte oder sich tatsächlich einfach nach etwas Gesellschaft gesehnt hat bleibt offen. Das gerade ist der Reiz an dieser kleinen Geschichte. Ob der Wolf nun Gutes oder Böses im Schilde führte, am Ende bewirkt er jedoch im Dorf der Tiere die Erkenntnis, das es schön ist zusammen zu sein.
Im Wochenspruch für die kommende Woche heißt es:
Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Matthäus 25,40)
Im Buch „Steinsuppe“ bleibt offen wer hier eigentlich der*die „Geringste“ ist. Am Ende tun sich alle irgendwie gegenseitig gut. Die Henne dem Wolf, weil sie ihn nicht allein lässt, die anderen Dorfbewohner der Henne, weil sie sie nicht allein lassen und der Wolf allen Tieren, weil er sie zusammenbringt und ihnen dadurch die Erkenntnis schenkt, dass es gemeinsam oft schöner ist als allein.
Wir alle sind mal die „Geringsten“ und mal diejenigen die anderen Gutes tun. Und manchmal kann man beides erst gar nicht voneinander trennen.
Das ist das schöne am Gemeinsam sein.
Amen
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