Moment Mal
von Pfrn. Verena Mittermaier
Zwischen Urlaubsvorbereitungen und anderem Sommerprogramm beschäftigt in der Prignitz manche Menschen in diesen Tagen noch ein anderes Thema: Am 17. Juli wurde in einem Festgottesdienst die Neubildung des Evangelischen Kirchenkreises Prignitz gefeiert. Dieser vergrößerte Kirchenkreis umfasst nun ein Gebiet von Wusterhausen bis Prignitz-West, von Neustadt/Dosse bis Meyenburg.
Ähnlich wie auf kommunaler Ebene, wo derzeit Verwaltungseinheiten und Kreisgebiete auf dem Prüfstand stehen und bis 2019 eine Verwaltungsstrukturreform im Land Brandenburg stattfindet, werden auch kirchliche Strukturen immer wieder an veränderte Gegebenheiten angepasst. Diesmal ging die Initiative von dem kleineren Kirchenkreis Kyritz-Wusterhausen aus. Angesichts der Mitgliederzahlen zeichnete sich ab, dass dieser Kirchenkreis nicht dauerhaft eigenständig weiterbestehen konnte. Ein Solidaritätsruf erging in Richtung Prignitz; Fusionsverhandlungen der beiden Kirchenkreise folgten. Mittlerweile wurden Fakten geschaffen und zum 1. Juli 2016 ein gemeinsamer Evangelischer Kirchenkreis Prignitz gebildet. Der Sitz der Leitung, die Superintendentur, befindet sich in Perleberg.
Was verändert sich dadurch? Für die Gemeindeglieder, die vor Ort das Leben ihrer Kirchengemeinde prägen, bleibt vieles beim Alten. Kirchliche Mitarbeitende merken: Die Kollegenschaft mischt sich neu, unbekannte Gesichter sind auf Versammlungen oder bei Veranstaltungen zu sehen. Der Austausch bringt Anregungen mit sich. Seien es die Angebote für Kinder und Jugendliche, das Konzertprogramm, die Fortbildungen, die Aufnahme von Pilgerinnen und Pilgern oder von Geflüchteten: Manche Idee aus dem jeweils anderen Bereich inspiriert zur Nachahmung. Kooperationen bieten sich an. Größere finanzielle Spielräume werden erhofft. Allerdings strengen die weiteren Wege und größeren Gruppen auch an. Neue Rahmenbedingungen für die Administration herzustellen, macht Arbeit und erfordert Einschnitte. Mancherorts gibt es die Sorge, nun „wegverwaltet“ zu werden.
Und vielen – so wird mir erzählt, die ich selbst neu zugezogen bin – steckt die letzte Fusion noch in den Knochen. Erst 2013 wurden die früheren Kirchenkreise Perleberg-Wittenberge und Havelberg-Pritzwalk zusammengelegt. Als damals die Superintendentur aus Pritzwalk auszog, endete ein Stück Pritzwalker Geschichte, das bis in die Reformationszeit zurückreichte. Diese Herausforderung ist gerade erst gemeistert – und nun wird schon wieder fusioniert!
Da finde ich es hilfreich, mir bewusst zu machen: Strukturen sind Strukturen. Nicht mehr und nicht weniger. Natürlich sind die Rahmenbedingungen in der Kirche nicht unerheblich für das, was in ihnen geschieht, was gelebt, geglaubt und praktiziert wird. Aber deckungsgleich ist beides nicht. Anders gesagt, wie groß ein Kirchenkreis nun ist und wer auch immer wen mit wieviel Geld verwaltet: Entscheidend bleibt die gute Botschaft Gottes und ihr Wirksamwerden in dieser Welt, in unserer Zeit. Daran beteiligt zu sein, traute Jesus den Seinen schon immer zu: „Ihr seid das Salz der Erde!“ Unter diesem Motto stand darum auch der Festgottesdienst zur Vereinigung der beiden Kirchenkreise am 17.07.16. Was es heute hier in der Prignitz konkret heißt, „Salz der Erde“ zu sein, und wo die Gesellschaft die Salzkörnchen evangelischer Mitgestaltung am dringendsten braucht, bleibt eine spannende Frage, auf die wir künftig in vergrößerter Gemeinschaft nach Antworten suchen können.
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