Moment mal
von Wilfried Schmidt
Was bewegt uns, wenn wir das Wort „beten“ hören? „Nicht mein Ding.“ „Wenn ich mal nicht weiter weiß, dann mag das ja was sein.“ „Beten ist vielleicht was für die alten Leute, aber ich stehe doch mitten im Leben!“ In Gesprächen bekomme ich so manches mal mit, dass mehr Leute beten, als man ahnt. Notsituationen sind da wohl der meiste Grund. Eigentlich schade, wenn das Beten nicht mehr als ein Notnagel sein darf.
Wer am Sonntag im Gottesdienst war, ist dem Thema Gebet begegnet. Es war der Sonntag Rogate = „Betet“. Es ging um den 1. Timotheusbrief Kapitel 2, Verse 1-6. Paulus schreibt einige Gedanken zu diesem Thema, die eine große Einladung sind, das Beten in den Alltag bewusst hineinzunehmen.
Beten, Reden mit Jesus, das kann sehr unterschiedlich aussehen: persönliche Anliegen, mit denen wir Gott in den Ohren liegen, z.B. eine bevorstehende Prüfung, eine schlimme Diagnose, lange Arbeitslosigkeit, Probleme in der Partnerschaft. Ebenso die Dinge, mit denen andere zu kämpfen haben, haben Platz im Gebet. Überhaupt alles, was uns bewegt. Auch unsere Freude, unser Glück, Gelungenes. Ja, denn Gebet ist keine Pflicht, die erledigt werden muss, sondern ein selbstverständlicher Lebensausdruck eines Menschen, der den lebendigen Gott kennt. So wie Menschen miteinander reden, weil sie miteinander leben. Man will sich mitteilen, hören, was andere erlebt haben. Mitteilen, was man selbsr erlebet hat. Man sucht Fragen auf Antworten.
Das ist genau das, was wir auch mit Jesus bereden können im Gebet. Es tut einfach gut, mit dem Herrn aller Herren alles bedenken zu können. Er schenkt Zuversicht, gibt Gelassenheit und Kraft und rückt vielleicht auch wieder Prioritäten zurecht.
Paulus lädt ein, für alle Menschen zu beten. Wer fällt uns da gerad ein? Wen steift gerade unser Blick? Auch legt er uns die Politiker und Verantwortlichen der Gesellschaft sehr ans Herz. Und wenn wir da in die Nachrichten hören oder schauen, sehen wir schon, das Gebete not-wendig sind. Sicher kann man sich Luft machen, wenn man in das allgemeinde Klagelied einstimmt, das vielerorts zu hören ist. Aber wir können die Verantwortungsträger auch in unsere Gebete hineinnehmen und mit all ihrem Denken und Planen in den komplexen und oft unübersichtlichen Themen Jesus anbefehlen.
Weiter lädt Paulus ein, dafür zu beten, dass alle Menschen die Wahrheit erkennen. Die Wahrheit ist nicht immer das, was man dafür hält. Auch wird sie nicht demokratisch festgelegt. Manchmal reibt man sich dran. Aber die Wahrheit ist es, die uns weiterbringt. Die Wahrheit, wie sie uns Gott in seinem Wort zeigt.
Rogate – betet! Eine Einladung zum Gebet – und das gerade am 1. Mai, dem „Tag der Arbeit“.
Ja, denn Gebet ist eine Arbeit, die durch nichts zu ersetzten ist. Und Arbeit, die sich lohnt. Vor einigen Tagen erzählte mir jemand: Ich habe gespürt, dass andere für mich gebetet haben. Ich musste zur OP und war von einem tiefen Frieden erfüllt, war ohne Sorge, dass etwas schief gehen könnte.
Es ist ein Geschenk, sich von anderen getragen zu wissen und auch andere im Gebet mittragen zu können. Oft ist das einzige, was wir machen können. Aber nie sollte es das sein, was wir erst tun, wenn nichts anderes geht.
Jesus ist auferstanden. Und weil er lebt, schenkt er neues Leben. Weil er lebt, tut er Wunder. Weil er lebt, können wir mit ihm reden.
Wilfried Schmidt
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