Moment mal
von Pfarrer Wolfgang Nier
Schwiegermütter
In der Hitliste problematischer Beziehungen steht ganz gewiss „Die Schwiegermutter“ vorne an. In der Tat ist das Verhältnis Schwiegermutter und Schwiegerkinder (vornehmlich zudem noch Schwiegertöchter) oft im Focus von Karikaturen, Anekdoten und ähnlichem.
Wir finden sogar in der Pflanzenwelt einen etwas breiteren, und mit sehr starken Dornen versehenen Kaktus, der den Namen Schwiegermuttersitz trägt. Ob da ein bösartiger Herzenswunsch Namenspate war oder der verzweifelte Wunsch endlich mal ein wenig Vergeltung üben zu können?
„Schwiegermütter“ stehen auch im Focus von Volksweisheiten anderer Völker, wobei hier Extreme im Umgang mit Schwiegermüttern die Spannbreite der Erfahrungen mit ihr markieren:
Bei dem Naturstamm der Juin in Neusüdwales in Australien ist zwischen Schwiegermutter und Schwiegersohn ein unüberwindliches Tabu errichtet. Dem Schwiegersohn ist es verboten, seine Schwiegermutter auch nur anzusehen; wenn ein Mann seine Schwiegermutter zufällig trifft, muss er die Flucht ergreifen oder sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden legen.
Das andere Extrem spiegelt sich in einem arabischen Sprichwort wieder. Dort heißt es:
„Wer sich die Mühe macht, seine Schwiegermutter zu züchtigen, sollte ihr gleich den Kopf spalten.“
Haben sie schon einmal darüber nachgedacht, vielleicht im Blick auf eigene persönliche Beziehungsprobleme mit benannter Personengruppe, warum in dieser besonderen Beziehung so ein starkes Konfliktpotential liegt?
Ich denke, ein großer Teil dieser Beziehungskonflikte liegen im Bereich des gegenseitigen Nichtverstehens.
Einerseits erlebt eine Mutter, dass ein fremde Frau kommt und ihr den 20-30 Jahre lang gehegten, gepflegten und betuttelten Sohn wegnimmt.
Andererseits erlebt eine Ehefrau, wie der geliebte Traumprinz, sofort wieder zu Mama rennt, wenn’s Konflikte in der Ehe gibt.
Und schon haben wir zwei unterschiedliche Ansatzpunkte für ein wunderbares Verhältnis zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter.
In beiden Fällen ist der Schlüssel für ein besseres Verhältnis der Mann. Und zwar der Mann, der den Hinweis der Bibel außer Acht, in dem es heißt: „Ein Mann wird Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen.“
Wer in seiner Ehe nicht für klare Verhältnisse sorgt, wer Mutter und Ehefrau gleichermaßen im Unklaren lässt, zu wem er eigentlich auch nach Gottes Willen gehört, der braucht sich nicht zu wundern, wenn er sowohl mit der einen, als auch irgendwann mit der anderen Probleme kriegt.
Gott meint „verlassen“ und er sagt damit nicht, nur eine Stadt weiter ziehen, sondern er meint auch ein inneres Verlassen. Dessen Herz noch von „Mama“ voll ist, der wird nie frei sein für eine gute Partnerschaft.
Ist das Schwiegermutter-Da-sein mit dieser Problemlage also eins der aussichtslosesten Fälle menschlichen Zusammenlebens?
Vielleicht haben sie ja auch ganz andere Erfahrungen und ihre Schwiegermutter trug oder trägt sie auf Händen? Wenn sie diese Erfahrung haben, dann trifft sich ihre Erfahrung mit einer sehr schönen und sehr sensiblen Schwiegermutter-Geschichte der Bibel, die uns sehr viel über menschliches Miteinanderumgehen in dieser besonderen Frage weitergibt.
Der Hintergrund dieser Geschichte ist ganz kurz erzählt: eine Hungersnot treibt eine Familie in die Fremde. Dort sterben Mann und auch die Söhne, die in der Fremde zwei Frauen aus einem anderen Volk geheiratet hatten. Übrig bleiben die Schwiegermutter und zwei Schwiegertöchter.
Nachdem die Hungersnot vorbei ist, will die Frau wieder in ihr Land zurück, durch die Familienbindung bedingt, wollen nun die beiden Schwiegertöchter mit ihr mitgehen, aber die Schwiegermutter gibt sie frei und ermutigt sie, zurück in ihre alten Familien zu gehen, um dort versorgt zu sein..
Während die eine das Angebot annimmt, bleibt die andere Schwiegertochter an ihrer Seite. Und dann sagt sie einen Satz, der irrtümlich von vielen Ehepaaren als Trauspruch gewählt wird: „Wo du hingehst, da will auch ich hingehen, wo du bleibst, da bleibe auch ich, Dein Volk ist mein Volk, dein Gott ist mein Gott, wo du stirbst, da will auch ich sterben und dort will ich begraben werden.“
Ich bin mir sicher: dieser Satz ist der Spiegel einer liebevollen Beziehung. Wie viel Liebe, Behutsamkeit, Achtung und Vorsicht in der Beziehung muss die Schwiegermutter ihrer Schwiegertochter gegenüber gehabt haben, dass sich in einem solchen heilvollen Freiraum eine Beziehung entwickeln konnte, die diesen Satz möglich machte.
Sie sehen, menschliche Beziehungen in der Familie, selbst die von Schwiegertochter und Schwiegermutter sind nie hoffnungslos.
Es braucht aber Bedingungen, damit sie funktionieren können. Und das ist mehr als organisatorische Fürsorge, die natürlich auch mit dazu gehört.
Es braucht den achtungsvollen Freiraum des jeweils anderen. Einen Freiraum, in dem der andere seine Persönlichkeit, seine menschliche Würde und seinen menschlichen Wert entdecken und gestalten kann, so wie Gott es ihm verliehen hat. In dem Liebe zum und Denken für den anderen Menschen wachsen und möglich sein kann.
Haben sie sich schon einmal gefragt:
Wie viel freien Raum gebe ich den Menschen meiner Familie, damit sie sich entsprechend ihrer Persönlichkeit entwickeln können? Oder erdrücke ich sie mit meinen Ansichten, meinen Meinungen, meiner Lebens- und Denksicht?
Wenn ich Schwiegermutter oder Schwiegervater bin: wie stehe ich zur Weisheit Gottes, dass mein Sohn oder meine Tochter mich verlassen müssen, damit sie eine eigene Familie aufbauen können? Kann ich sie oder ihn freigeben?
Ich wünsch ihnen einen nachdenklichen Tag. Machen sie doch ihren Schwiegerkindern heute mal eine Freude!
Wir finden sogar in der Pflanzenwelt einen etwas breiteren, und mit sehr starken Dornen versehenen Kaktus, der den Namen Schwiegermuttersitz trägt. Ob da ein bösartiger Herzenswunsch Namenspate war oder der verzweifelte Wunsch endlich mal ein wenig Vergeltung üben zu können?
„Schwiegermütter“ stehen auch im Focus von Volksweisheiten anderer Völker, wobei hier Extreme im Umgang mit Schwiegermüttern die Spannbreite der Erfahrungen mit ihr markieren:
Bei dem Naturstamm der Juin in Neusüdwales in Australien ist zwischen Schwiegermutter und Schwiegersohn ein unüberwindliches Tabu errichtet. Dem Schwiegersohn ist es verboten, seine Schwiegermutter auch nur anzusehen; wenn ein Mann seine Schwiegermutter zufällig trifft, muss er die Flucht ergreifen oder sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden legen.
Das andere Extrem spiegelt sich in einem arabischen Sprichwort wieder. Dort heißt es:
„Wer sich die Mühe macht, seine Schwiegermutter zu züchtigen, sollte ihr gleich den Kopf spalten.“
Haben sie schon einmal darüber nachgedacht, vielleicht im Blick auf eigene persönliche Beziehungsprobleme mit benannter Personengruppe, warum in dieser besonderen Beziehung so ein starkes Konfliktpotential liegt?
Ich denke, ein großer Teil dieser Beziehungskonflikte liegen im Bereich des gegenseitigen Nichtverstehens.
Einerseits erlebt eine Mutter, dass ein fremde Frau kommt und ihr den 20-30 Jahre lang gehegten, gepflegten und betuttelten Sohn wegnimmt.
Andererseits erlebt eine Ehefrau, wie der geliebte Traumprinz, sofort wieder zu Mama rennt, wenn’s Konflikte in der Ehe gibt.
Und schon haben wir zwei unterschiedliche Ansatzpunkte für ein wunderbares Verhältnis zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter.
In beiden Fällen ist der Schlüssel für ein besseres Verhältnis der Mann. Und zwar der Mann, der den Hinweis der Bibel außer Acht, in dem es heißt: „Ein Mann wird Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen.“
Wer in seiner Ehe nicht für klare Verhältnisse sorgt, wer Mutter und Ehefrau gleichermaßen im Unklaren lässt, zu wem er eigentlich auch nach Gottes Willen gehört, der braucht sich nicht zu wundern, wenn er sowohl mit der einen, als auch irgendwann mit der anderen Probleme kriegt.
Gott meint „verlassen“ und er sagt damit nicht, nur eine Stadt weiter ziehen, sondern er meint auch ein inneres Verlassen. Dessen Herz noch von „Mama“ voll ist, der wird nie frei sein für eine gute Partnerschaft.
Ist das Schwiegermutter-Da-sein mit dieser Problemlage also eins der aussichtslosesten Fälle menschlichen Zusammenlebens?
Vielleicht haben sie ja auch ganz andere Erfahrungen und ihre Schwiegermutter trug oder trägt sie auf Händen? Wenn sie diese Erfahrung haben, dann trifft sich ihre Erfahrung mit einer sehr schönen und sehr sensiblen Schwiegermutter-Geschichte der Bibel, die uns sehr viel über menschliches Miteinanderumgehen in dieser besonderen Frage weitergibt.
Der Hintergrund dieser Geschichte ist ganz kurz erzählt: eine Hungersnot treibt eine Familie in die Fremde. Dort sterben Mann und auch die Söhne, die in der Fremde zwei Frauen aus einem anderen Volk geheiratet hatten. Übrig bleiben die Schwiegermutter und zwei Schwiegertöchter.
Nachdem die Hungersnot vorbei ist, will die Frau wieder in ihr Land zurück, durch die Familienbindung bedingt, wollen nun die beiden Schwiegertöchter mit ihr mitgehen, aber die Schwiegermutter gibt sie frei und ermutigt sie, zurück in ihre alten Familien zu gehen, um dort versorgt zu sein..
Während die eine das Angebot annimmt, bleibt die andere Schwiegertochter an ihrer Seite. Und dann sagt sie einen Satz, der irrtümlich von vielen Ehepaaren als Trauspruch gewählt wird: „Wo du hingehst, da will auch ich hingehen, wo du bleibst, da bleibe auch ich, Dein Volk ist mein Volk, dein Gott ist mein Gott, wo du stirbst, da will auch ich sterben und dort will ich begraben werden.“
Ich bin mir sicher: dieser Satz ist der Spiegel einer liebevollen Beziehung. Wie viel Liebe, Behutsamkeit, Achtung und Vorsicht in der Beziehung muss die Schwiegermutter ihrer Schwiegertochter gegenüber gehabt haben, dass sich in einem solchen heilvollen Freiraum eine Beziehung entwickeln konnte, die diesen Satz möglich machte.
Sie sehen, menschliche Beziehungen in der Familie, selbst die von Schwiegertochter und Schwiegermutter sind nie hoffnungslos.
Es braucht aber Bedingungen, damit sie funktionieren können. Und das ist mehr als organisatorische Fürsorge, die natürlich auch mit dazu gehört.
Es braucht den achtungsvollen Freiraum des jeweils anderen. Einen Freiraum, in dem der andere seine Persönlichkeit, seine menschliche Würde und seinen menschlichen Wert entdecken und gestalten kann, so wie Gott es ihm verliehen hat. In dem Liebe zum und Denken für den anderen Menschen wachsen und möglich sein kann.
Haben sie sich schon einmal gefragt:
Wie viel freien Raum gebe ich den Menschen meiner Familie, damit sie sich entsprechend ihrer Persönlichkeit entwickeln können? Oder erdrücke ich sie mit meinen Ansichten, meinen Meinungen, meiner Lebens- und Denksicht?
Wenn ich Schwiegermutter oder Schwiegervater bin: wie stehe ich zur Weisheit Gottes, dass mein Sohn oder meine Tochter mich verlassen müssen, damit sie eine eigene Familie aufbauen können? Kann ich sie oder ihn freigeben?
Ich wünsch ihnen einen nachdenklichen Tag. Machen sie doch ihren Schwiegerkindern heute mal eine Freude!
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