Moment Mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Unglaublich lebendig
Gerade erleben wir es mit eigenen Augen. Jeden Tag durchbricht das frische Grün die dunkle Erde mehr. Jeden Tag öffnen sich die kleinen Knospen mehr. Von meinem Schreibtisch aus kann ich beobachten wie die Spaziergänger und auch Arbeiter die nach Feierabend an unserem Haus vorbei gehen, an unserem Vorgarten stehen bleiben und sich an den kräftigen Farben der Frühlingsblüher freuen. Unübersehbar: Das Leben ist aus dem Schlaf erwacht und blüht. Es ließ sich auch durch die vielen Frostnächte nicht aufhalten. Es wird Frühling und es wird Ostern. Wir spüren es, wie wir schon auf die Frische und die Farben gewartet haben. Auch der stärkste Winter könnte den Durchbruch des Lebens nicht aufhalten.
Wunder des Lebens, das erst verborgen heranwächst und dann durchbricht. Nicht umsonst wurde das Osterei als Symbol für das Wunder des Lebens, der Auferstehung aus altem, vorchristlichem Brauchtum übernommen. Wer das Schlüpfen eines Kükens erlebt hat, versteht es. Ganz leise klopft es fast unmerklich, dann kann man sehen wie vorsichtig die Schale zerbricht und das kleine zarte Leben aus der Schale kommt. Ja, es ist zart und verletzlich dies Leben. Dennoch hat es die harte Schale zerbrochen.
Bilder, starke Bilder für das Wunder der Auferstehung Jesu. Bilder, starke Bilder für das Wunder des Glaubens, das erst leise von innen klopft und dann die Schale durchbricht. Es ist verletzlich. Aber es ist da. Er ist auferstanden und lebt. Unglaublich – so war es schon damals. Das Sterben, der Tod waren so präsent, so real, so eindeutig. - Tod ist Tod, was denn sonst.
Die tödlichen Erfahrungen unseres Lebens, die harten Schalen von Angst, Trauer, Schmerz, Haß, Boshaftigkeit, Schuld und anderes sind so real. Wie kann das aufgebrochen werden, wer will das durchbrechen. Wie soll da noch Leben möglich sein? Wie soll da noch frische und bunte farbige Freude erblühen. Was soll sich da noch ändern.
Ein leises klopfen. Zarte grüne Köpfe und Knospen. Auch die ersten leisen Bewegungen, neues Leben unter dem Herzen der werdenden Mutter. Signale des Lebens, das durchbrechen will und wird. Das was wir da an Ostern feiern, so unglaublich und doch so lebendig.
Unser Gott lebt. Jesus ist auferstanden und lebt. Das neue Leben, auch das Wunder des Glaubens beginnt meist ganz zart, unmerklich. Der raue Alltag und die scheinbar endgültigen Realitäten scheinen es zu verdecken. Auch die scheinbar unwiderlegbaren Argumente gegen den Glauben. Und dann auch noch das Wunder eines Lebens das vom Tod nicht mehr zerstört werden kann...?!
Im Anschluß an eine Trauerfeier sprach mich ein Herr Mitte 50 an. Er bedankte sich und sagte: „Herr Pfarrer ich beneide sie um ihren Glauben.“ Da war eine tiefe Sehnsucht nach dem unglaublichen Leben in ihm zum Klingen gekommen. Wieviel stille Sehnsucht ist wie dies zarte Klopfen des Lebens, der Freude, der Hoffnung das sich in uns meldet.
Die Sehnsucht nach Sinn in so viel „frag-würdigem“ bei uns und um uns.
Das wäre eine österliche Regung, wenn wir beten würden: „Jesus, Du Auferstandener, öffne meine Augen und Ohren für die zarten Lebenszeichen in mir und um mich herum.“ Erwecke den Glauben der mir das unglaubliche Leben der Hoffnung schenkt.
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