Moment Mal
von Pfarrer Olaf Glomke
Weniger ist mehr
Rosenmontag. Er ist kein gesetzlicher Feiertag im Land Brandenburg. Auch für die Karnevalisten in der Prignitz ist dieser Tag ein Höhepunkt. In diesem Jahr war die Saison besonders kurz. Das forderte manch Karnevalsverein heraus, die 5. Jahreszeit noch heftiger und ausgiebiger zu feiern. Schon zu DDR-Zeiten verfolgten meine Großeltern mit Begeisterung die Rosenmontagsumzüge in Düsseldorf, Köln und Mainz vor dem schwarz-weiß Fernseher.
Was hat es mit diesem Tag auf sich und warum Rosen-Montag? Das Ganze hat vermutlich mit dem weniger bekannten Rosensonntag zu tun. Seit dem 16. Jahrhundert wurde in manchen Gegenden Deutschlands dieser Sonntag als „Halbfasten“ gefeiert. An diesem Tag, Mitten in der Fastenzeit, lebte noch einmal die Erinnerung an den vergangenen Karneval auf. So zu sagen eine „Nachfeier“. An diesem Tag wurde das strenge Büßen und Fasten für einen Tag unterbrochen. Noch einmal durfte aus Herzenslust gegessen, gesungen und gefeiert werden.
Die kirchlichen Gewänder und der Schmuck an den Altären und Kanzeln waren nicht wie üblich in der Fastenzeit violett, sondern Rosa. Daher Rosen-… - und warum Montag? Napoleon hatte das närrische Treiben total unterbunden. Nach dem Wiener Kongress gründete sich im November 1822 das „Festordnende Comitee“ in Köln. Sein Ziel es war, den Karneval zu reformieren. Das Komitee trat fortan immer nach dem vierten Fastensonntag (Rosensonntag) am Montag zusammen – Rosenmontag. Wie dem auch sei: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei ...“. Wir könnten es gut gemeinsam anstimmen, dieses wehmütig klingende Lied.
Denn damit beginnt die Fastenzeit – 40 Tage vor Ostern. Viele Christinnen und Christen greifen die Fastentradition immer häufiger auf. Dabei geht es nicht um die Reduzierung des Körpergewichts. Jedoch schon um ein „weniger“, denn „Weniger ist mehr“. Fasten heißt: Zeit zur Besinnung. Zeit, einmal über die wirklich wichtigen Dinge im Leben nachzudenken. Auch sich selbst wahrzunehmen. Vielleicht gehen Sie in diese Fastenzeit ja auch einmal mit WENIGER:
Weniger Termine – mehr Zeit und Raum für mich; weniger Kontrolle – mehr Vertrauen; weniger Energieverbrauch – mehr gesunde Umwelt; weniger Papierkram – mehr Begegnung; weniger Vorwürfe – mehr Entgegenkommen; weniger Schlagworte – mehr Glaubwürdigkeit; weniger reden – mehr Aufmerksamkeit; weniger Leistung – mehr Menschlichkeit; weniger Lautstärke – mehr Konzentration; weniger Asche im Becher – mehr Asche aufs Haupt; weniger überzeugen – mehr Zeugnis geben; weniger Kom-fort – mehr Komm-her; weniger fernsehen – mehr hinsehen.
In diesem Sinne: Weniger ist mehr!
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