Moment mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Kinder leben gesünder
Nun sind die Ferien vorbei. Schule und Arbeit nehmen wider ihren alltäglichen Lauf. Mit dem Monat September wird auch uns „ach so Erwachsenen“ ein Lernprogramm zugemutet. „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“
Damit spricht Jesus die zentrale Haltungsfrage für uns an: Werden wie Kinder!! Er bezieht diesen Lernprozeß auf ein besonderes Ziel – leben im Reich Gottes: Beheimatung dort, wo Menschen sich Gott anvertrauen und IHN als Ihren „König“ anerkennen. Leben in einer Welt, in der Gott das Sagen hat. Na, das ist ja gerade nicht auf unserem Suchfeld zu lesen: Himmlische Bevormundung! Ich entscheide selbst. Ich weiß was ich will. Ich nehmen mein Leben selbst in die Hand, schließlich bin ich Erwachsen. Wir müssen doch Verantwortung übernehmen. Genau darum geht es. Die Frage ist wem Verantworten wir uns mit unserem Leben. Aber noch einmal zurück. Das mit der Haltung eines Kindes, wenn es eine gesunde Entwicklung nimmt, heißt doch gelassen und vertrauensvoll Leben, Geborgenheit erfahren, Orientierung fürs leben empfangen, Freiheit und Begrenzung erkennen und leben lernen.
Wenn ich das so beschreibe spüre ich wie sich bei mir etwas entkrampft.
Kinder sind nicht fertig. Kinder müssen nicht alles wissen und können. Kinder dürfen lernen. Kinder dürfen Fehler machen. Kinder dürfen Fragen stellen. Kinder werden unter allen Umständen geliebt. Ich spüre, wie Druck weicht, wie Ängste verfliegen, wie Hoffnung und Freude Platz greifen. Und das alles darf sich nun auf Gott beziehen. Als Vater stellt die Bibel ihn vor. Geduldig, barmherzig, gütig, aber auch gerecht wird er beschrieben. Der Schöpfer, der weiß wie menschliches Leben gelingen kann, was „menschlich“ ist!
Wir mit unseren menschlichen Voraussetzungen, mit Grenzen, mit Selbstüberschätzung oder Selbstunterschätzung, mit unguten Vergleichsmustern, die in Neid münden, mit Sorgen, die in Hektik münden, mit Ängsten die aggressiv oder depressiv machen können, sind eingeladen bei diesem Gott unser Leben anzubinden, also bei dem, der Möglichkeiten jenseits unserer Grenzen hat, der weiter sieht, der sich für uns verantwortlich weiß als Schöpfer und Vater, ohne uns unserer Verantwortung zu entbinden. Nicht Entmündigung wartet hier sondern innere Gesundung. Das will in der Tat gelernt werden. Das ist auch ein Kampf gegen alle ungesunde Autonomiementalität und jeden Selbstverwirklichungswahn. Wer ich selbst wirklich bin und wer ich werden darf, lerne ich bei IHM und werde damit wohl nie fertig.
Es ist gut auf diesem Weg das Handbuch fürs leben, die Bibel täglich zu lesen, das Gespräch mit dem Vater im Gebet vertrauensvoll zu führen und die Erfahrung derer zu suchen, die sich auch im Kindsein üben.
Peter Heß
Sup. i. R. Perleberg
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