Moment mal
von Pfarrer Valentin Kwaschik
Geistvolle App
Ein junger Mann kommt vor dem Gottesdienst auf mich zu. Ich kenne ihn nicht. Er hält mir sein Handy unter die Nase. Ein Übersetzungsprogramm zeigt mir den deutschen Satz: „Hallo, Pfarrer Rasp schickt mich. Wir sind jetzt da.“
Wir merken schnell, dass wir uns ohne Smartphone nichts sagen können. Ich kann kein Farsi, er kann kein Deutsch und auch kein Englisch. Ich sage Willkommen. Das ist international.
Ich mache eine einladende Geste und freue mich, dass er da ist.
Manchmal ist es schwer, den anderen zu verstehen. Wenn dann noch Sprachbarrieren hinzukommen, wird es schier unmöglich. Gut, dass es Übersetzungs-Apps gibt.
Pfingsten ist das Fest der Gemeinschaft. Ein internationales Fest. An Pfingsten, so erzählt es die Bibel, schenkt Gott den Heiligen Geist. Öffnet Ohren und Herzen, damit Menschen sich gegenseitig verstehen und zueinander finden.
Petrus predigt auf dem Marktplatz in Jerusalem und die Menschen aus aller Herren Länder verstehen ihn in ihrer jeweiligen Muttersprache. Der O-Ton kommt an. Denn jeder fühlt sich persönlich angesprochen von dieser Botschaft des Petrus: Gott schenkt Leben. Der Geist Gottes als Simultanübersetzer bringt die Dinge auf den Punkt.
Ich träume von diesem Pfingstwunder, das die Bibel erzählt. Das können wir heute wirklich gebrauchen, dass jeder sich angesprochen fühlt in seiner Sprache. Ich meine nicht den christlichen Marktschreier, der mich zur Umkehr ruft. Ich träume davon, dass Eltern ihre Kinder verstehen. Frau Mann und Mann Frau versteht. Angestellte und Arbeitgeber sich so hören, dass die jeweiligen Botschaften und Bedürfnisse ankommen.
Der junge Mann in der Kirche kommt aus dem Iran. Er ist Christ.
Wir feiern Taufe im Gottesdienst. Das Wort versteht er nicht. Aber Wasser schöpfen und Kreuzzeichen ist für Christen international. Da braucht es keine App.
Am Ausgang wünsche ich ihm einen gesegneten Sonntag und lege ihm die Hand auf die Schulter. Ob er das wohl verstanden hat? Ich werde ihn mal besuchen. Mit Smartphone und viel Zeit, damit der Traum kein Traum bleibt.
Pfarrer Valentin Kwaschik
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