Moment mal
von Wilfried Schmidt
Da kann man sich nur freuen! Endlich werden Schritte unternommen, das Schreddern von Küken zu unterbinden. Es ist schon erstaunlich - oder richtiger gesagt „erschreckend“ - wozu der Kampf um jeden Cent billiger den Menschen bringen kann.
Küken, die das „falsche“ Geschlecht haben und darum keine Eier legen können, werden wie Altpapier durch den Schredder gejagt. Zig Millionen im Jahr!
Wie kommt es, dass in unserer Gesellschaft solche Anlagen eingesetzt werden und geduldet werden? Ist es Gleichgültigkeit: Hauptsache die Preise stimmen? Ist es die Gewöhnung: Es geht halt nicht anders? Ist es die Machtlosigkeit: Ich kann da sowieso nichts machen? Ist es die Angst, den Anschluss zu verlieren, wenn man nicht alle Wege versucht, die Produkte billiger zu machen? Ist es Informationsmangel? Wer weiß schon so genau, wie das wirklich ist. Vielleicht wird es ja nur von irgendwelchen Leuten aufgebauscht.
Doch Berichte in verschiedenen Medien machen deutlich: es ist ein Thema, dem wir uns als Gesellschaft stellen müssen. Es ist nicht richtig, so mit Tieren umzugehen und es ist zu begrüßen, dass Wege gefunden wurden und sicher auch weiter gesucht werden, solchen in meinen Augen achtlosen Umgang mit Tieren zu beenden. Gratulation den Unternehmen, die die „unerwünschten“ Küken groß werden lassen und ihnen ein fröhliches Hühnerdasein ermöglichen. Auch wenn dabei das Ei und das Kilo Fleisch am Ende etwas mehr kostet. Und Gratulation allen Verbrauchern, die sich auf die höheren Preise einlassen und dann lieber weniger essen.
Ich denke, bei vielen macht sich ein ungutes Gefühl breit, wenn dieses Fließbandschicksal in den Medien präsent ist. Noch besser ist es, Konsequenzen zu ziehen: wenn wir unsere Gewohnheiten und Ansprüche etwas zurückschrauben, wird es uns allen gut tun. Nicht nur der Umwelt und den Tieren.
Gott, unser Schöpfer, hat uns zusammen mit all den Tieren in diese Welt gesetzt. Auch wenn sie uns durchaus auch zur Speise gegeben sind, ist es doch wichtig, ihnen respektvoll zu begegnen und nicht wie bloße Ware zu behandeln.
Mir geht dabei das Motto von Albert Schweitzer durch den Sinn: „Ehrfurcht vor dem Leben“. Ehrfurcht vor dem Leben - nur soweit das meine Interessen nicht berührt oder auch dann noch, wenn es mich einschränkt, mir Geld und Zeit kostet? Das Leben, auch von Tieren, hat seinen Wert in sich! nicht nur, wenn es mir nützt.
Eine Wende bei den Küken scheint geschafft oder zumindest in greifbarer Nähe.
Meine Gedanken gehen auch weiter zu anderen kleinen Lebewesen, die ebenso dem „Schredder“ ausgeliefert sind. Ungewollte Kinder, die im Mutterleib getötet und zerstückelt werden. Warum hören wir da kaum Stimmen, die sich dagegen erheben! Wenn wir über Küken im Schredder reden, dann noch viel mehr über Kinder, die auf dem Müll landen. Wäre nicht auch da in den meisten Fällen mit ein wenig mehr gutem Willen oder Umstellung der Prioritäten oder des Lebensstils – auch von den Vätern – doch Platz für die Kinder, die scheinbar nicht in den Plan, in die Karriere passen. Sie sind es doch wert! Wir können uns nicht damit zufrieden geben, dass jährlich fast 100.000 Kinder nicht das Licht der Welt erblicken. Das empfinde ich als Unrecht, auch wenn es an mancher Stelle als Menschenrecht verkauft wird.
Ehrfurcht vor dem Leben. Albert Schweitzer hat uns mit seinem Motto eine ganzheitliche Aufgabe gezeigt, die Menschen, Tiere und ganz sicher auch Pflanzen umfasst. Denn alles kommt aus der Hand des liebenden Gottes. Er sorgt für uns, wie ein guter Hirte, so ist es auch in den Gottesdiensten am letzten Sonntag wieder deutlich geworden. Bei ihm braucht keiner Angst haben, zu kurz zu kommen. Erst recht nicht, wenn er ja zum Leben sagt.
Wilfried Schmidt
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