Moment mal
von Pfarrer Olaf Glomke
Einer, der zu mir steht
Unser Flugzeug aus Barcelona landete am Sonntag gegen 16.00 Uhr in Tegel. Ein entspanntes Wochenende lag hinter uns, fröhlich und unbeschwert. In dieser wunderschönen Stadt war es wärmer, trotz der Wolken und des nächtlichen Regens.
Die Nachricht vom Absturz des Flugzeuges kam nicht sofort „bei mir an“. Erst mit der intensiven Berichterstattung in den Medien, wurde mir klar: Wir sind vom gleichen Airport gestartet. Mit der selben Fluggesellschaft. Unfassbar. Furchtbar. 150 Menschen sind tot. Alle, die an Bord waren. Die Bilder im Fernsehen zeigen das schreckliche Geschehen, immer wieder.
Der Tod hat grausam zugeschlagen. Urplötzlich, vollkommen unerwartet. 150 Leben sind zerstört. Die Leben der Angehörigen leiden unter einem furchtbaren Schmerz. Die Katstrophe steigert sich noch, in dem wir dann erfahren, dass der Copilot im Verdacht steht, den Sinkflug selbst eingeleitet zu haben. Was da geschehen ist, lässt sich kaum ertragen.
Dass das Leben stetig in Gefahr ist, das wissen wir eigentlich. Überall kann eine lebensgefährdende Situation auftreten. Doch es so deutlich vor Augen geführt zu bekommen, ist ein Schock. Das heißt doch: mein Leben kann von der einer auf die andere Minute zu Ende sein. Dagegen sind wir machtlos. Dagegen können wir nichts tun. Diese Ohnmacht und Hilflosigkeit zu fühlen ist schrecklich. Sie ist so schwer zu ertragen. Wut kommt auf. Was kann ich in solch einem Augenblick sagen? Was in solch einer Situation tun? Woran kann ich mich halten?
Vielleicht ist der Glaube in diesem Moment kaum mehr als ein Strohhalm, dennoch vertrauen Christen darauf, dass für Gott der Tod nicht das letzte Wort hat. Ich versuche mich daran zu halten. Doch was wäre gewesen, wenn ich in diesem Flugzeug gesessen hätte? Hätte ich diesen Strohhalm begreifen können, in diesem Augenblick, Sekunden vor dem Tod?
Ich hoffe und bete, dass Gott in ihrer Todesangst bei den Menschen war. Ich hoffe und bete, dass die Angehörigen Halt darin finden, dass sie seine Nähe spüren, in dem er ihnen Menschen an die Seite stellt, die ganz für sie da sind!
Ich bin in meinen Alltag zurückgekehrt. Habe da begonnen, wo ich aufgehört habe. Erfülle die Aufgaben, die mir gestellt sind. Etwas tun, kann helfen und Halt geben. Das schreckliche Geschehen hinterlässt seine Spuren, besonders wenn ich an den nächsten Flug denke. Unser Leben ist wohl immer gefährdet. Und ich vertraue darauf, dass Gott zu mir steht.
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