Moment mal
von Superintendent Oliver Günther
Gute Nachricht, die die Welt braucht
Das neue Jahr hat angefangen, wie das alte aufgehört hat: mit Katastrophenmeldungen und Nachrichten, die einen erschüttern bis ins Mark. Europa liegt längst im Fadenkreuz des Terrors. Daran kann spätestens jetzt kein Zweifel mehr bestehen. Zwei schwer bewaffnete Attentäter hatten in der vergangenen Woche die Redaktion der Satirezeitung "Charlie Hebdo" gestürmt und dort und auf der Flucht insgesamt zwölf Menschen getötet. Bei einem weiteren Anschlag tötete ein Attentäter in einem jüdischen Supermarkt in Paris vier Geiseln, nachdem er zuvor bereits die Polizistin erschossen hatte. Das brutale Morden von Paris, der vereitelte Anschlag in Belgien – das betrifft uns. Niemand kann mehr sagen: „Das geht uns nichts an!“ Angst macht sich breit. Und Ängste werden bewusst geschürt und in Islam- und Fremdenfeindlichkeit umgewandelt. Montag für Montag gehen in Dresen mehr Menschen auf die Straße. Sie tragen ihre Feindbilder vor sich her. Die Organisatoren nutzen die Angst und säen Hass und Vorurteile. Sie verhindern ein friedliches Zusammenleben. Unsere Gesellschaft steht vor der Zerreißprobe. Dass es aber durchaus möglich ist, die Vernunft walten und gerade dadurch das Herz sprechen zu lassen, das haben Hunderttausende Menschen gezeigt, die sich dem Trauermarsch in Paris angeschlossen haben. Es war ein Zeichen des Mitgefühls und der Solidarität. Und vor allem war es ein Zeichen der Besonnenheit, an dem sich eine ganze Gesellschaft beteiligt hat. Kein Ruf nach Rache oder Vergeltung, sondern Sehnsucht nach einer Welt ohne Gewalt – das waren Bilder, die um die Welt gingen.
Diese Bilder erinnern mich an die Worte des Mannes, dessen Geburtstag wir vor wenigen Wochen in fast allen Kirchen unseres Kreises gefeiert haben. Die Worte des Jesus von Nazareth sprechen für sich. Sie halten unsere Sehnsucht nach einer besseren Welt am Leben. Sie klingen vertraut und bleiben doch irgendwie fremd: „Selig sind, die da Leid tragen, denn ihrer ist das Himmelreich. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Mut ist jetzt gefragt, damit wir nicht Getriebene unserer Angst werden, sondern Hoffnungsträger für eine friedliche Welt. Denn wir brauchen dringend eine gute Nachricht!
Einen Kommentar schreiben