Moment mal
von Pfarrer Olaf Glomke
Gute Wünsche
Liebe Leserinnen und Leser! „Frohe Weihnacht!“, Fröhlich Feiertage!“, „Gesegnete Weihnachten!“ Gute Wünsche haben in der Weihnachtszeit Hochkonjunktur. Doch auch zum Jahreswechsel: „Guten Rutsch!“, „Ein gesegnetes neues Jahr“, „Ein friedvolles Jahr 2015!“ Gute Wünsche erreichen mich heutzutage seltener postalisch, jedoch vielfach per E-Mail, SMS oder Whatsapp. Oder wir rufen sie uns kurzerhand auf dem Flur, bei der Begegnung auf der Straße oder im Supermarkt zu. Viel Gutes wünscht man mir und manchmal auch Gottes Segen.
Nach Neujahr wird der Ton wieder rauer. Der Alltag hat uns wieder. Wir ärgern uns über langsam fahrende Autofahrer, meckern, weil wir solange an der Kasse stehen müssen: „Die Kassiererin hat aber die Ruhe weg!“. Vor kurzem haben wir ihr noch gesegnete Feiertage gewünscht. Es hat den Anschein, als müssen alle Segensworte und gutenWünsche um Weihnachten und dem Jahreswechsel ein ganzes Jahr reichen. Ich finde das sehr schade und bedauerlich.
Meinen wir nicht mehr das, was wir sagen? Oder sagen wir nicht das, was wir meinen? Wie heilsam ist es, ein gutes Wort gesagt zu bekommen. Wie wohltuend ist eine kleine Geste der Aufmerksamkeit. Gesehen zu werden und nicht nur einer unter vielen zu sein, das tut gut. Es freut mich, wenn ich wahrgenommen werde!
In der Bibel werden Worte sehr ernst genommen. Ganz besonders, wenn sie mit einem Segen verbunden sind. Wenn segnende Worte ausgesprochen werden, dann sprechen wir dem anderen etwas von Gottes Kraft zu. Sozusagen: Gott steht dahinter. Vielleicht erinnern Sie sich an Ihre Trauung oder Konfirmation? Vielleicht haben Sie es als Gast miterlebt, welch besonderer Moment es ist, wenn sich das Goldene Brautpaar unter den Segen Gottes stellt. So wie damals vor 50 Jahren. Nun erfahren sie Gottes Segen für die Dinge, die auf sie zukommen werden. Solch ein Segen berührt.
Und das ist es auch. Gott will berühren. Er richtet auf und gibt Kraft. Mit jedem Segen, den wir weitergeben. In der Bibel steht nichts davon, dass der Segen an bestimmte Anlässe gebunden ist oder das wir sparsam mit ihm umgehen sollten. Doch wir sollten uns ein wenig ernster nehmen, mit dem was wir sagen oder eben nicht sagen. Ein freundlicher Blick, ein aufmunterndes Lächeln kann mir und dem anderen Kraft geben. Ein Segen und ein guter Wunsch außerhalb der „Saison“ kann genau das sein, was dem anderen in diesem Moment gut tut und Kraft schenkt.
Pfarrer Olaf Glomke
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