Moment mal
von Pfarrerin i.R. Marie-Luise Klehmet
Gedanken zum Reformationsfest und zum 25.Jahrestag des Mauerfalls von Pfrn.i.R. Marie-Luise Klehmet, Groß Warnow
„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“ Was für Worte! Sie klingen wie ein Paukenschlag, wie ein Fanal. Diese Bibelworte sind ein Grundtext evangelischen Glaubens. Sie gehören zu den Schlüsseltexten der Reformation, die mit dem Thesenanschlag Martin Luthers am 31.Oktober 1517 ihren Anfang nahm und am Ende eine ganze Welt veränderte.
Luthers Zeit war damals reif für Reformen. Deshalb beeindruckten ihn gerade diese Worte so, dass er nur drei Jahre nach dem Thesenanschlag seine Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ herausbrachte, wo es heißt: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemand untertan“ - in Sachen des Glaubens, weder Kurfürst noch Kaiser, weder Papst noch Kirche. Wir spüren vielleicht, welch` ein Potenzial an Widerständigkeit darin steckt. Und wir erinnern uns vielleicht, wie solche Bibelworte in der Zeit der Wende in den Montagsgebeten die Menschen ermutigt und stark gemacht haben. „Auf alles waren wir vorbereitet“, sagte damals Horst Sindermann, „nur nicht auf Kerzen und Gebete.“ Doch die Zeit war reif für Reformen. Da gab es plötzlich einen Mann wie Michael Gorbatschow. Da gab es plötzlich Hunderttausende auf den Straßen. Und dann ging plötzlich am 9.November 1989 die Mauer auf, und wieder wurde eine ganze Welt anders. Die Menschen jubelten und weinten, völlig Fremde lagen sich in den Armen. Die Bilder vom Brandenburger Tor gingen um die Welt. Jetzt- nach 25 Jahren- wird dieser Tag mit vielen Feierlichkeiten und Events begangen.
Eine große Lichterkette entlang des ehemaligen Mauerverlaufs in Berlin wird installiert als ein „Symbol der Hoffnung für eine Welt ohne Mauern.“ Bei gutem Wetter können die Lichter sogar vom Weltraum aus zu sehen sein. So wird auch der 25.Jahrestag des Mauerfalls wiederum mit spektakulären Bildern um die Welt gehen.
„Zur Freiheit hat uns Christus befreit. So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen.“ Ich denke, diese Worte haben eine bleibende Bedeutung. Das zeigt ein Blick in die Welt von heute mit ihren vielen Konfliktherden und Unfreiheiten.
Aber das zeigt auch ein Blick auf unser vergleichsweise wohlhabendes und geordnetes Leben. Denn diese Worte loten ja noch tiefer, wenn sie sagen: Christus befreit uns zur Freiheit, indem er uns von uns selbst befreit, von unserem Egoismus, vom Denken nur an uns selbst- hin zum andern, hin zur Liebe, die auch den anderen mit seinen Bedürfnissen in den Blick nimmt. Und das hat allemal eine bleibende Bedeutung.
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