Moment mal
von Pfarrer Mario Friedrich
Monatsspruch Juli:
Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an.
(Psalm 73,23-24)
Liebe Leser,
da ist die große Balancierstange auf dem Kinderspielplatz. Der kleine Hans ist fasziniert. Er fragt sich: „Soll ich es wagen, dort entlangzugehen?“ - „Aber wie komme ich da hoch und was ist, wenn ich abstürze, vielleicht tue ich mir dann weh?“ Aus der Sicht des noch kleinen „Mannes“ ist die Stange ja dreimal so hoch! Zum Glück steht der Opa neben ihm. Er schlägt dem Hans vor, ihm eine Hilfestellung zu geben. Und so geschieht es: An der Hand des Großvaters balanciert der Junge auf der Stange in ihrer ganzen Länge entlang! Heruntergehoben und unten angekommen ist Hans - und der Opa! - unglaublich stolz.
Glücklich dürfen sich jene schätzen, die sich auch in späteren Jahren begleitet und geborgen wissen durch die Verbundenheit mit lieben und vertrauenswürdigen Menschen! Die sich in einem soliden sozialen Netz befinden, vielleicht sogar in einer guten Partnerschaft. Und die wiederum auch selber den Anderen etwas bedeuten und sein können.
Der Psalmbeter hat viel durchgemacht, das Leben hat ihm zugesetzt. Trotzdem resümiert er, dass es des Himmels Hand ist, die ihn begleitend durch alles hindurchführt und die ihn sein Schicksal annehmen und ertragen lässt. Und dass jener ihn am Ende dankbar und rückblickend sagen lassen kann: „Du hast es gut mit mir gemeint und bis zum Ziel hin getan; das erkenne ich jetzt ganz und gar!“ Das philosophische Denken weiß darum, dass wir das Leben vorwärts leben, es aber ausschließlich im Rück - Blick verstehen können - was natürlich immer Versuche sein werden. Auch die biblischen Schriften sind weithin ausdeutende und absichtsvolle Zurück - Blicke aus oft großen zeitlichen Abständen hin zu den reflektierten damaligen Ereignissen. Sie wollen zum Glauben einladen. Auch uns. Aber: vermögen wir am jetzigen Zeitpunkt unseres Daseins dem Psalmbeter so voll und ganz zu folgen? Sind unsere Zweifel, unser Unglaube, all die skeptischen Fragen und auch Anklagen in einem größeren Glauben zum Verschwinden gebracht? In jenem Gottvertrauen, das wir ja suchen, um uns darin zu bergen? Das ist wohl für die meisten eine mehr idealtypische Aussage. Solange das Leben währt, sind nachdenkliche Menschen mit dessen Deutung beschäftigt. Sie sind sich auch eigener Grenzen und Widersprüche bewusst; wissen auch, dass Glaube und Zweifel Geschwister sind. Vielleicht sogar zwei weniger taugliche Begriffe, um Seelen – Lagen passend zu beschreiben. Schön, wer dennoch ganz positiv schon vor dem Ende zu bekennen wagt: „Ich bin mir gewiss, dass meine Tage - trotz allem - immer gütig begleitet waren und sind; und ich einstmals nicht verloren gehe!“
Ich wünsche Ihnen eine erlebnisreiche und freudvolle Sommer- und Urlaubszeit!
Ihr M.Friedrich,Pfr.
Einen Kommentar schreiben