Moment mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Mit Rückenwind und Feuer
Als Kind habe ich Tage geliebt an denen es stark windig bis stürmisch war. Wenn der Wind von vorn kam konnte man sich ihm entgegen legen, ohne auf die Nase zu fallen. Kam er von hinten machte jeder Gang nochmal soviel Freude der Schub war kräftesparend.
Eine Kraft, in die ich mich fallen lassen konnte und die davor bewahrte auf die Nase zu fallen. Ein kindliches Bild und doch eine starke Wirklichkeit für mein Leben – Bewahrung!
Genauso ist die Schubkraft Gottes, die mir Kräfte spart auf dem Weg den ich gehe.
Begeistert leben. Das muss nicht der laute Jubelschrei sein. Einfach jeden Tag und jeden Weg mit einem frohen Herzen gehen. Nicht ständig erschöpft und entmutigt sein weil es die letzten Kraftreserven kostet.
So muss ich nicht immer wieder sagen: Alles Asche! Das meint, es hat doch keinen Sinn.
Ob in der Familie in den Bemühungen der Eheleute das Miteinender zu gestalten, ob das Leben von Eltern und Kindern, ob in der Nachbarschaft, oder das Leben in der Arbeitswelt: Da ist der, der mich auffängt und auch seine Schubkraft sendet.
Leben gemeinsam gestalten ist nicht ohne Aufwand zu haben. Liebe hat auch eine Arbeitskomponente.
Auch das mühsame Geschäft politische Prozesse zum Guten oder mindestens zum Besseren zu verändern kostet.
Gesellschaftliches Leben fällt nicht vom Himmel. Oder doch? Hat unser Leben in alldem Benannten und auch den noch unerwähnten Bereichen doch etwas mit dem Himmel zu tun?
Ja, genau das ist es! Das ist es was wir an Pfingsten feiern.
Himmlische Kraft die in unser Leben bläst. Die uns auffängt und bewahrt wo wir auch immer auf die Nase zu fallen drohen.
Himmlische Kraft, die in die Asche bläst und das Feuer beginnt wieder zu lodern. Angefeuert vom Himmel die Bahnen unseres Lebens drehen, ohne erschöpft und mutlos zusammen zu brechen.
Die Christen vor uns haben das was sie zwischen den Buchdeckeln der Bibel lasen geglaubt und für ihr Leben erbeten, erprobt und dann auch erlebt.
Sie wussten aber auch, wie sehr im Geschäft des Alltags die Erinnerung nötig ist, damit wir uns nicht der Asche und den Unmöglichkeiten ergeben.
So ist das Jahr von den Erinnerungsfesten durchzogen. Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten wollen uns wach halten wer Gott ist und was er tut. Es ist das was bis heute erlebt werden kann und erlebt wird.
So singen wir an Pfingsten all die Lieder in denen wir darum bitten: „Komm Heiliger Geist…….“
Wir erbitten Gottes Rat, seine Kraft, seinen Trost, Freude, Frieden.
Pfingsten will uns erinnern was wir jeden Tag erbitten, empfangen und erleben dürfen.
Feste gegen das Vergessen, die Lethargie und Mutlosigkeit. Feste, gegen die falschen Bemühungen, die sich aus dem speisen wollen was wir allein vermögen. Feste, die Himmel und Erde zusammenbringen wollen.
Schließlich ist ja Christi Himmelfahrt unmittelbar vor Pfingsten.
Immer dann wenn wir beten sind Himmel und Erde kurzgeschlossen, kommen wir in Kontakt mit Gott selbst, stellen wir uns in den Windbereich des Heiligen Geistes.
Darum treffen wir uns sonntags in den Gottesdiensten und beten gemeinsam. Darum treffen sich Christen auch sonst unter der Woche und öffnen die Buchdeckel der Bibel und beten gemeinsam für all die Dinge des Alltags, die sie bewegen. Darum lohnt es sich keinen Tag vergehen zu lassen und auch daheim und wo immer wir sind, vielleicht ganz still im Herzen, zu sagen: Komm Heiliger Geist mit deiner Kraft
jetzt hier her.
An den Festen des Glaubens feiern wir die Alltagstauglichkeit unseres Glaubens, die Alltagsnähe Gottes, die Alltagsbewährtheit Gottes. So kann unser Alltag immer wieder auch einen festlichen Glanz und festliche Freude gewinnen.
Auch da wo es eigentlich nichts zu feiern gibt und uns das Lachen längst vergangen ist kommt Gottes Geist und weht uns entgegen, das wir nicht versinken in dem was uns nach unten ziehen will und weht uns in den Rücken damit wir weitergehen können obwohl uns unsere Beine nicht mehr tragen wollen. Er entfacht in unseren Herzen und Gedanken wieder die Flamme der Hoffnung und des Trostes und des Vertrauens.
Also in jedem Falle und unter allen Umständen: „Komm Heiliger Geist…!“
„Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist“, spricht Gott! Ich jedenfalls will keinen Tag vergehen lassen und kleine Gelegenheit ungenutzt, zu beten: „Komm Heiliger Geist…!“
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