Moment mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Tage die verändern...!
Wir sind angekommen und gehen auf Karfreitag und auf Ostern zu.
Ein Weg, Tage, Orte, die Geschichte geschrieben haben, die die Welt verändert haben, die Menschen verändert haben!
Über die Grenzen von Kirchen und christlichen Gemeinden hinaus sind diese Termine im Gespräch geblieben. Wir kommen davon nicht los. Wir kommen immer wieder darauf zurück!
Wir lassen unser Leben ein wenig verändern – wir verändern es aus eigener Entscheidung! Wir spüren, hier gibt es Chancen und Lebensqualität zu gewinnen.
Verzichten, fasten, scheinbar Unverzichtbares einmal beiseite lassen, um zu entdecken, was dann geschieht.
Weniger Genuss ist mehr, weniger macht reicher!
Verzicht ist Gewinn, nicht Verlust!
Besinnung führt zum Wesentlichen!
Welche Lebenshaltungen, welche Lebenseinstellungen schaden?
Wo schaden wir uns und anderen?
Wo werden wir an uns oder aneinander schuldig?
Wo haben wir ohne Not alte und gute Wegmarkierungen Gottes für uns und unsere Welt leichtfertig beiseite gelegt?
Es ist noch nicht zu spät!
Jedes Jahr in dieser Zeit, die auf das Geschehen am Karfreitag mit dem Leiden Jesu und seinem Sterben zugeht und dann den Durchbruch zum Leben am Osterfest, als Fest des Lebens, dass Gott neu schenkt, ist es wie ein stiller, dann aber immer hellerer Ruf: Es ist noch nicht zu spät!
Neuanfang ist möglich. Vergebung ist Gottes Geschenk! Freiheit ist Gottes Angebot.
Der Große Schuldenerlass ist eingeläutet. Wann immer, wo immer, wodurch immer irgendein Mensch schuldig wird, wird sein ernsthafter Antrag auf Entschuldung, umgehend und mit großer Freude von Gott beantwortet. Negative Lebenskonten können auf Null gestellt werden. Lebensfestplatten mit negativen Inhalten können gelöscht werden.
Anklagen, die wir einander vorhalten, dürfen niedergeschlagen werden.
Das nenne ich neues Leben, neue Lebensqualität!
Ja: Neues Leben für mich, für jeden, für diese Welt steht bereit. Mehr noch, Leben, das auch von den Grenzen des Todes nicht mehr festgehalten werden kann, steht bereit.
Liebe, die nicht haben will, sondern sich verschenkt, Liebe, die sich opfert, ist wie ein Pflock eingerammt worden in diese Erde: Karfreitag, das Sterben Jesu am Kreuz ist nach Weihnachten, seiner Geburt in diese Welt, das Datum der unbegreifbaren Liebe Gottes zu uns Menschen, zu seiner Welt.
Unser Lebens PC hat eine Online Banking Funktion!
Sie reagiert auf Sprache! Jedes Gebet und jede Bitte um Vergebung löst auf der Himmelbank „wie selbstverständlich“ aus: „gelöscht – vergeben!“
Dabei gibt es manchmal eine Kontrollleuchte mit dem Hinweis: „Bitte einem Menschen um Vergebung“! Meist wissen wir ganz schnell, wer gemeint ist.
Und dann ist da noch eine Lampe: „Gewähren einem Menschen Vergebung“! Auch da wissen wir meist sehr schnell, um wen es sich handelt.
Welch ein gewaltiges Entlastungssystem ist hier eingerichtet worden.
Das waren unter anderem Jesu letzte Worte am Kreuz: “Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun!“
Ja, genau so ist es: Wir wissen so oft nicht, was wir tun oder auch, was wir nicht tun!
Ja, sich besinnen, auf das, was hätte getan werden müssen oder auf das, was wir „um des Himmels willen“ besser nicht getan hätten, wie lebensnotwendig ist es doch!
Da haben die Christen der vergangenen Jahrhunderte uns einen hilfreichen Kalender eingerichtet.
Stille Woche wird diese Woche auch genannt. Um sich zu besinnen braucht es Abstand zu der Unruhe der alltäglichen Notwendigkeiten.
Sie haben recht: Diese Zeit muss man sich mit großer Entschiedenheit nehmen – um des Himmels und um der Erde und um unser selbst willen.
Neuanfang, neues Leben führt wohl immer über diesen Weg der Besinnung, der Einkehr und auch der Umkehr.
Da bewegen sich Steine, zuweilen Felsbrocken und wir können aus den Gräbern und Dunkelheiten, die wir nur zu oft selbst verursacht haben, heraustreten.
Das ist Ostern und das ist kein Einzeldatum im Jahreskalender. Solche Feste des neuen Lebens können wir immer wieder feiern.
Gönnen wir uns die Zeiten der Besinnung und der Einkehr nicht nur in dieser Woche. Feiern wir das Geschenk eines Lebens, das von Erbarmen und Vergebung lebt.
Jesus Christus lädt uns ein. Als seine Mutter und sein Freund Johannes verzweifelt unter seinem Kreuz standen und dachten, es wäre alles aus, hat ER sie aufeinander aufmerksam gemacht:
„ Frau, das ist dein Sohn“...„das ist deine Mutter“!
Auch das ist Neuanfang: Einander entdecken, sich einander zuwenden, einander schenken!
In einer Zeit, mit einer Mentalität in der wir es zulassen, das alles auseinanderdriftet: Beziehungen zerbrechen, wir den Schweiß und die Mühe der Liebe und des Erbarmens uns allzu oft nicht zumuten wollen, brauchen wir genau diese Möglichkeiten und diesen stillen und dann auch hell klingenden Ruf:
Es ist noch nicht zu spät.
Einen Kommentar schreiben