Moment mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Kommt und seht...
Das ist immer noch die spannende Frage! Tut Gott was? Was tut Gott? Wo ist er?
Momentaufnahmen helfen hier nicht. „Kommt her und seht an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.“ Psalm 66,5
Das klingt überzeugt. Was hat der Beter damals wohl erlebt? Woran denkt er, wenn er so begeistert von Gott redet und sich wünscht, dass viele mit ihm gemeinsam so vertrauensvoll sein könnten.
Jedenfalls ist er der Überzeugung, dieser Gott kann sich sehen lassen und mit diesem Gott kann man sich sehen lassen. Mit IHM muß man sich nicht hinter Kirchenmauern verkriechen und von IHM braucht man nicht verschämt reden.
Beim Blättern in der Bibel finde ich viel „unverschämtes“ Reden über Gotteserfahrungen. Nein, das sind keine einfachen und billigen Geschichten. Sie sind spannend und voller Spannung. Das geht nicht immer einfach so auf nach der Devise: Hier ist das Problem und da ist die schnelle Lösung Gottes oder hier ist das Versprechen und da die schnelle Erfüllung.
Er könnte an Abraham gedacht haben. Ein Mann in besten Verhältnissen. Gott fordert ihn heraus, fast alles aufzugeben und sich auf eine Zukunft einzulassen, in der die einzige „Sicherheit“ das Wort Gottes ist. Die Versprechen, die Perspektiven klingen gewaltig, aber…..die greifbaren Voraussetzung sind sehr „bescheiden“. „Nüchternes“ Nachdenken unter berechenbaren Aspekten gehen gegen Null. Gottes Idee, Gottes Plan, Gottes Weg – ein längerer Weg, ein Weg mit Unsicherheiten, Krisen, Scheitern. Erst im Rückblick ist es hier klar.: Seht Euch das an, lest das: spannend, spannungsvoll, gewaltig! Es hat sich „gelohnt“- nicht nur für Abraham.
Und im zweiten Teil der Bibel geht es weiter: Gott mischt sich ein,
im weihnachtlichen Stall von Bethlehem rückt er uns sehr nahe!
Jesus Christus begegnen, ihn erleben, das kann nur jedem gewünscht werden. 12 Männer erhalten bei ihm eine Möglichkeit, das Geheimnis des Lebens zu entdecken, zu lernen und zu erleben.
Der Umgang mit dem Scheitern: Die befreiende Kraft der Vergebung erleben, Schuld erkennen und eingestehen, der erste Schritt zur Entlastung. Die Kraft von Neuanfängen aus der Vergebung ist stärker als alle Enttäuschung und alles Versagen.
Ich denke an den cleveren Zollangestellten, der wusste, wie man es macht. In der Begegnung mit Jesus verändert sich alles. Wie umgekrempelt – auch sein Verhältnis zum Geld.
Das Wunder der Barmherzigkeit ermöglicht ein Leben mit Schwächen und Grenzen. Bei Jesus sind Herausforderungen nie Überforderungen. Seine große Liebe wird zur Quelle die uns ermöglicht unsere kleinen Schritte und Übungen zur Liebe wagen können.
Damit sind nicht Gefühle gemeint, die fälschlicherweise oft mit Liebe verwechselt werden. Liebe ist erst zuletzt Gefühl, zuerst Entscheidung:
Ich stehe zu dir, ich bleibe bei dir!
Ich denke an die Frau, die ihren Ruf weg hatte. Wie hatte sie sich nach Liebe gesehnt. Dann kam eine Enttäuschung nach der anderen.
Und dann kommt dieser Jesus: Er weiß nicht nur, was sie erlebt hatte, sondern sah auch ihr Innerstes. Die Wahrheit ihres Lebens trifft auf seine Barmherzigkeit.
Und dann auch das: Die zerstörerische Macht des Todes verliert ihre Trostlosigkeit und ihre Hoffnungslosigkeit. Der Bogen eines Lebens, das sich Gott anvertraut, geht über die zeitliche Lebensgrenze hinaus. Mehrmals lesen wir davon. Den Anderen und das eigene Leben als Geschenk Gottes verstehen, macht uns, unser Leben und die gemeinsame Zeit zu einer wertvollen und dankbar erlebten Erfahrung und bewahrt uns vor Besitzansprüchen. „Geschenke auf Zeit“ sind das eigene Leben und gemeinsame Wegstrecken!
Ich denke daran, dass Jesus an keinem vorbeiging, der durch starke körperliche Grenzen auf viel Lebensqualität verzichten musste, oft über Jahrzehnte, – bis zur Hoffnungslosigkeit und Erwartungslosigkeit. Vergessen, übersehen, so fühlten sie sich oft.
Blinde, Gelähmte, Stumme, Taube von Zwängen geplagte – Jesus hat sich ihnen zugewandt, hat sie wahrgenommen, nicht nur äußerlich, fragte nach ihren Wünschen, berührte Sie und betete für sie. Immer hat sich etwas verändert.
Und heute? Auch heute geschieht so wunderbares. Wir haben ja seinen Auftrag mitbekommen für den Umgang mit Schuld, mit körperlichen Grenzen, mit dem Übungsfeld Liebe!
Vergebung gegenseitig zugesprochen, ermöglicht immer noch Neuanfänge. Beichte, als Raum, Schuld zu benennen und Vergebung zu empfangen, stößt Türen auf.
Trauer, die geteilt wird und vor Gott gebracht, wird getröstet.
Körperliche Grenzen und Einschränkungen werden da, wo wir in Krankheit füreinander und miteinander beten, aufgebrochen.
Gottes Hilfen fließen durch die Hände von Ärzten und durch die Hände von Betern. Manchmal wird deutlich spürbare Hilfe erfahren, sogar Heilung aus bedrohlichster Krankheit. Manchmal ist äußerlich keine Veränderung zu sehen, aber im Herzen wird es hell und weit.
Kommt her und seht an die Werke Gottes…..!
Erzählen wir es weiter, wenn wir Gott erlebt haben. Vertrauen wir uns auf jeden Fall immer IHM an. Ein Herz, das zur Ruhe gekommen ist, ist ein wunderbares Geschenk Gottes.
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