Moment mal
von Pfarrer Rudolf Klehmet
Was Worte bewirken können
Worte können vieles bewirken: Sie können versöhnen, Frieden stiften, trösten, Verzweifelte wieder aufrichten.
Worte können aber auch Gegenteiliges anrichten: Sie können beleidigen, verletzen, demütigen.
Worte können ganze Völker gegeneinander aufbringen und sie in kriegerische Auseinandersetzungen führen. Die Geschichte des letzten Jahrhunderts zeigt dies exemplarisch:
Schändliche Hetzreden und Schriften der Nazis haben den Boden bereitet, gegen Juden und die Völker Osteuropas einen Vernichtungskrieg zu führen.
Anfang Januar hat eine Sprachjury- so wie in jedem Jahr- das Unwort des Jahres 2013 gekürt.
Es lautet „Sozialtourismus“. Dieses Wort wurde von der CSU in die politische Debatte getragen, um gezielt Stimmung gegen Rumänen und Bulgaren zu verbreiten, die nach Deutschland gekommen sind, um hier ihre Lebenssituation zu verbessern. Pauschal werden damit alle Rumänen und Bulgaren diffamiert, die zu uns kommen.
Das Wort „Sozialtourismus“ suggeriert, diese Menschen leben bei uns wie Touristen, die obendrein noch vom Staat, d.h. von uns Steuerzahlern, soziale „Stütze“ erhalten, um sich hier ein flottes und unbeschwertes Leben zu gönnen.
Aber die Wirklichkeit sieht differenzierter aus.
Teilweise sind ganze Absolventenjahrgänge von Medizinstudenten gekommen, die von ihren Heimatländern teuer ausgebildet wurden und bei uns den Ärztemangel beheben helfen.
Natürlich fehlen sie nun in ihren Heimatländern.
Ganz zu schweigen von den niedrig qualifizierten Arbeitskräften, die für 3,-Euro pro Stunde hier arbeiten und manchmal in Elendsquartieren vegetieren.
Das alles aber wird in diesem Zusammenhang überhaupt nicht erwähnt, auch nicht, dass sich unter dem Strich für Deutschland durch diese Zuwanderung wirtschaftliche Vorteile ergeben.
Sicherlich wird es in einigen Fällen auch vorkommen, dass Sozialleistungen unredlich erschlichen werden.
Trotzdem: „Alle rumänischen und bulgarischen Staatsbürger als potenzielle Gefahr für unser Sozialsystem hinzustellen, ist nicht nur kränkend... und schon gar nicht im Geiste eines gemeinsamen Europas. Vergessen wir in dieser Debatte nicht, dass es sich um Menschen handelt wie du und ich, die eine Würde, Rechte und Pflichten haben und den christlichen Glauben mit vielen Menschen in Deutschland und Europa teilen.“ So verlangt Reinhart Guib, Bischof der deutschsprachigen Protestanten in Rumänien, in der Zuwanderungsdebatte mehr Fairness.
Politiker besonders- aber auch wir alle miteinander- sollten überlegt mit unseren Worten umgehen, so wie es der biblische Monatsspruch für den Februar 2014 sagt:
„Redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringt, denen, die es hören.“ (Epheser 4,29)
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