Moment mal
von Wilfried Schmidt
Sind Sie mit ihren Gefühlen schon in der Adventszeit angekommen? Oder findet sich dazu einfach keine Zeit. Vielleicht sagen Sie ja auch: mir ist überhaupt nicht nach alldem zumute. Weil Sie irgendeine Aufgabe übertragen bekommen haben, die Ihnen einige Nummern zu groß scheint. Weil Sie mit einem Schicksalsschlag fertig werden müssen, der alle Hoffnungen auf einmal wegreißt. Weil Sie mit Ihrer Einsamkeit nicht fertig werden.
Klar, wenn man erst einmal wieder festen Boden bekommen muss, stehen die Gefühle nicht auf Advent und Weihnachten. Die letzten Wochen des Jahres sind doch immer von so viel schöner, familiärer, hoffnungsvoller, liebevoller Stimmung geprägt gewesen. Das passt bei so manchem einfach nicht zusammen – scheinbar.
Zum Glück ist Weihnachten keine Erfindung eines Menschen, der uns ein paar stimmungsvolle Wochen in der sonst so ungemütlichen Jahreszeit bescheren wollte. Schon gar nicht ist es eine kommerzielle Erfindung, um für die Jahresbilanz doch noch ausreichend Umsatz zu haben.
Weihnachten ist begründet in der Liebe. In der Liebe Gottes zu uns Menschen. Er weiß: in dieser Welt gibt es viel Dunkelheit, Angst und Hoffnungslosigkeit. In der Bibel, in Jesaja 9, heißt es so: Es bleibt nicht das Dunkel über dem, der von der Finsternis bedrängt ist. Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein großes Licht. Gott, du machst die Freude groß. Denn ein Kind ist uns geboren.
Gott sah diese Dunkelheit, diese Not und in Jesus wurde er Mensch. Einer von uns. Er kam in unsere Welt. Doch wollte er nicht so kommen, dass wir Angst haben müssten vor ihm.
Er kam als Baby. Und schon die Weihnachtsberichte aus der Bibel machen deutlich, dass Einsamkeit, Abgrenzung und Gleichgültigkeit zurückgedrängt wurden. Da gehen sich Menschen nicht mehr wie sonst aus dem Weg. Sie stehen jetzt gemeinsam an der Futterkrippe, in der Jesus liegt - die Hirten vom Rand der Gesellschaft, die Weisen, die Ausländer aus der Ferne. Die Hirten reden mit den Leuten im Dorf. Sie können nicht mehr den Mund halten über die Freundlichkeit Gottes, die ihnen in dem allen begegnet ist. Und Maria und Josef sind in der Fremde nicht mehr allein.
Doch auch vorher gab es manche harte Nuss zu knacken. Vom Beginn der Schwangerschaft Marias bis zur Geburt heftige Probleme. (Matthäus und Lukas berichten in der Bibel davon.) Weihnachtsstimmung? Sicher nicht! Aber Maria und Josef erlebten in allem: Gott hat uns nicht vergessen!
Weihnachten hat also ursprünglich nichts mit perfekter Vorbereitung, gemütlicher Stimmung und familiärer Harmonie zu tun. Zumindest hängt es nicht davon ab.
Weihnachten ist da, wo Gott in unsere Welt kommt. Auch in unsere Dunkelheit, in unsere Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit und Überforderung. Wir dürfen wissen: wir sind nicht vergessen. Gott übersieht uns nicht. Er ist da. Auch oder gerade da, wo nicht alles so optimal läuft. Darauf kann ich mich verlassen. Sein Wort, seine Zusagen, seine Gegenwart schenken Zuversicht und Freude.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen gute Adventstage und ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.
Wilfried Schmidt
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