Moment mal
von Pfarrer Rudolf Klehmet
Gedanken zum Totensonntag
Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Die Blätter sind gefallen, die Tage werden kürzer. Die Natur hat sich zur Ruhe begeben.
Auch das Kirchenjahr ist an sein Ende gekommen. Der nächste Sonntag ist der letzte im Kirchenjahr.
Und an diesem Ende stehen die Gedenktage, die Tod und Sterben in den Blick nehmen: Allerseelen bei den katholischen Christen, der Volkstrauertag, an dem wir der vielen Kriegstoten gedenken.
Und am nächsten Sonntag der Totensonntag, der dem Gedenken unserer Toten gewidmet ist.
„Alles hat seine Zeit.... geboren werden hat seine Zeit und Sterben hat seine Zeit...“ So heißt es in den tiefsinnigen Worten des Prediger Salomo.
Inmitten all unserer Geschäftigkeit- einmal im Jahr kommt uns besonders in den Blick, dass unser Leben begrenzt ist, dass alles , wie es hier heißt,... „ seine Zeit“ hat.
„ Unser Leben währet 70 Jahre, und wenn es hochkommt, so sind es 80 Jahre... und es fähret schnell dahin als flögen wir davon.“ So heißt es im 90. Psalm.
„...als flögen wir davon...“ Je weiter die Jahre fortschreiten, desto mehr können wir da einstimmen.
Wie schnell vergeht sie , die Zeit, unsere Lebenszeit, und so mancher ist nicht mehr, mit dem wir zusammenlebten, in der Familie, im Dorf. Wie sehr kann der Tod eines Menschen unser Leben verändern, wie sehr können wir die Leere, die Lücke spüren, die er hinterlassen hat, wie kann uns das zusetzen.
„Seit drei Jahren, seit dem Tod meiner Frau, gehe ich zum Friedhof. Vor dem Grab meiner Frau steht eine Bank. Seit drei Jahren sitze ich fast täglich da und erinnere mich der verlorenen Liebe. In den ersten beiden Jahren nach ihrem Tod war es eine Marterbank. Es war keine Sonne zu sehen, und das Leben erschien eingefroren. Die Bank vor dem Grab meiner Frau war meine heimatlose Heimat. Und dann kam der Tag, an dem ich zum ersten Mal wieder die ersten Frühlingsblätter der Birke sah, die in der Nähe des Grabes steht, und ich vergaß, dass ich am Grab meiner Frau saß. Noch immer gehe ich an jene Stelle, noch immer sitze ich auf jener Bank. Die Trauer ist zur Wehmut geworden. Ich bin ein anderer geworden.“ So beschreibt der Hamburger Theologe Fulbert Steffensky die Trauer um seine Frau.
Ja, es ist so: Der Abschied von lieben Menschen tut weh, mehr als irgendetwas sonst auf der Welt.
Aber- auch dies stimmt: Dass wir nicht ewig leben- dass macht unsere Tage so kostbar.
Was wird aus meinem Leben nach meinem Tod? Was glaube ich, was ist meine Hoffnung, wenn ich weiß, dass am Ende meiner Zeit der Tod steht?
Am Totensonntag kommen uns diese Fragen vom Anfang und vom Ende menschlichen Lebens wohl besonders in den Blick. In den Gottesdiensten zum Ewigkeitssonntag- so heißt dieser Sonntag auch- wird darüber nachgedacht, und es werden biblische Worte ausgelegt, die über den Tod hinausweisen.
„Wer mit dieser Frage zur Kirche kommt, wo seine Toten seien, der wird zuallererst auf Gott gewiesen. Er ist der Herr der Toten und hat ihr Schicksal in der Hand, und wer von ihm weiß, weiß um seine Toten“ (D.Bonhoeffer)
Einen Kommentar schreiben