Moment mal
von Pfarrer Albrecht D. Preisler
Es könnte so einfach sein: Halt dich an die Regeln und ansonsten die Klappe. Das reicht ihm aber nicht. Man könnte vertrösten auf die Zukunft, auf das Leben nach dem Tod. Da macht er nicht mit. Man könnte dieses Leben auf die leichte Schulter nehmen. Es kommt ja noch mehr danach. Jetzt wird Jesus wirklich ärgerlich. Das ist pures Missverstehen. Geschieht das mit Absicht? Du redest, sagen die Leute, immer vom Reich Gottes. Wann kommt es denn? Wann ist denn hier Schluss? Lohnt es sich noch, den nächsten Urlaub zu planen, oder eher nicht?
Das könnte euch so passen: Die Hände in den Schoß legen, abwarten und Tee trinken. Den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Warten das etwas passiert. Da gibt es aber nichts zu warten. Er redet nicht von einer fernen Zukunft. Keiner muss erst sterben, um Gott nahe zu sein. Das Reich Gottes ist mitten unter euch, sagt Jesus (Lukas 17). Das ist nicht irgendwann oder irgendwo. Die Rede vom kommenden Reich Gottes meint unsere Zeit, unser Leben. Keiner soll sich rausreden können, er hätte es nicht gewusst. Der Hunger in Äthiopien? Das passt nicht zum Reich Gottes, weder morgen noch heute. Seniorinnen und Senioren im Altenheim, die keiner besucht. Passt nicht. Krieg um Diamanten. Passt nicht. Mobbing auf der Arbeit. Passt nicht. Ungerechtigkeit, Gewalt, Hass – passen nicht. Hoffnungslosigkeit, Angst, Einsamkeit – passen nicht. Das Reich Gottes ist die Herausforderung: Nicht zufrieden sein, nicht stille, nicht klein. Auftanken an Leib und Seele. Einsetzen, kämpfen, handeln. Es ist Gottes Zusage die trägt.
Vielleicht ist es doch leichter abzuwarten, sich an die Regeln zu halten, auf später zu vertrösten. Irgendwann wird es dann kommen, vielleicht durch andere, vielleicht sogar von allein. Wer weiß, ob ich überhaupt richtig liege.
Und das reicht dir? Bist du wirklich zufrieden damit? Das ist schade, denn es ist noch Luft nach oben für unsere Welt. Es wäre doch schön, wenn das Reich Gottes aus den Sonntagsreden in den Alltag kommt. Das ist deine Chance! Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist die Zeit des Heils. (2. Korinther 6, 2)
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