Moment mal
von Pfarrer Dr. Alexander Heck
Was den Durst am besten löscht - eine Antwort
Die Werbung überschlägt sich darin, welches Getränk am besten den Durst löscht. Ob ein bestimmtes Fruchtsaftgetränk oder ein Bier. Gerade wird wieder fast überall Oktoberfest gefeiert. Das Fest des Maßes. Beim Münchener Oktoberfest waren es nach offiziellen Angaben in 2011 etwa 6,9 Millionen Besucher, die 7,5 Millionen Maß Bier konsumierten. Was für ein Durst! Allerdings wird hier weniger der rein körperliche Durst gestillt. Das Maß ist längst zu einer Spaß-Einheit geworden. Zu einem Ausdruck für einen unstillbaren Lebensdurst, der einen bisweilen auch Einen „über den Durst trinken“ lässt, wie man so sagt. Wir alle kennen solchen Lebensdurst. Den Durst nach Liebe, das Verlangen nach Anerkennung und Bestätigung und den Wunsch nach Erlebnis. Und jeder versucht auf seine Weise, diese Sehnsucht nach einem erfüllten Leben zu befriedigen. Und jeder hat schon auf seine Weise eine Enttäuschung erlebt. Dass das, wonach sich das eigene Herz so sehr sehnte, gerade nicht den Durst löschte, sondern ihn noch größer und quälender werden ließ. Ständig flirten und in wechselnde Partnerschaften fliehen, löschen nicht den Durst nach Liebe. Nach Besitz und Karriere streben, löschen nicht den Durst nach Anerkennung. Schnellere Autos und Abenteuerreisen löschen nicht den Durst nach Erleben.
Um diesen Lebensdurst, das ungestillte Verlangen nach Lebensfülle, kreist ein Gespräch, das Jesus Christus mit einer Frau an einem Brunnen führt. Offen und ehrlich sagt Jesus dieser Frau, dass sie unter einem quälenden Durst leidet, der nicht von jenem Wasser im Brunnen gelöscht wird. Ihr Durst ist das ungestillte Verlangen nach Liebe. Vergeblich hat sie diese Liebe in verschiedenen Beziehungen und Partnerschaften gesucht. Und am Ende blieb sie immer allein und ihr Herz stets leer. Ein ungestillter Lebensdurst kann zerstörerisch wirken. Die einen zerstören sich am Ende durch übermäßigen Alkohol- oder Drogenkonsum, die anderen schuften sich zu Tode und wieder andere gehen im Geschäftsleben über Leichen. Der eigene Lebensdurst kann vielfach zur Quelle des eigenen Leidens werden. Diesen Lebensdurst will Jesus nicht auslöschen, sondern löschen. Nachhaltig. Er verspricht der Frau am Brunnen das Wasser des Lebens, lebendiges Wasser, durch welches ihre bisher unerfüllte Sehnsucht nach Liebe gestillt wird. Dieses lebendige Wasser, von dem Jesus spricht, ist Gott, die Quelle des Lebens. Wer von diesem Wasser trinkt, wer Gott vertraut, der lernt zu unterscheiden, welche Bedürfnisse und Sehnsüchte nur Illusionen sind und welche Mächte einem vorgaukeln wollen, etwas dringend zu benötigen. Einzig, was jeder Mensch wirklich braucht, ist das Gefühl, geliebt zu werden. So wie man ist. Mit allen Stärken und Schwächen. Und so liebt Gott. Wer sich derart von Gott angenommen weiß, der hört auf, sich ständig nach anderen Dingen zu sehnen.
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