Moment mal
von Pfarrer Rudolf Klehmet
Vom Schätze sammeln - Gedanken zu Erntedank
„Auch der schönste Sommer wird einmal Herbst und Welke spüren“. So heißt es in einem Gedicht von Hermann Hesse.
Ja, dieser schöne Sommer neigt sich nun unwiederbringlich seinem Ende zu , und der Herbst kündigt sich an. Der Wind treibt große Wolken übers Land. Die Natur zeigt sich in schönsten Farben. Es ist Erntezeit, Zeit der Reife und Vollendung. Des Jahres Treiben findet seinen Höhepunkt und Abschluss in dieser Jahreszeit.
Die Zeit der Ernte ist für die Bauern und Gärtner eine schöne Zeit. Die Mühen haben sich gelohnt, das Sattwerden auch im kommenden Jahr- zumindest in unserem Land –ist gesichert.
Die Schwalben ziehen fort und wir wissen: Im nächsten Jahr kommen sie wieder. Die Dahlien blühen in leuchtenden Farben und erfreuen die Augen. Das Laub beginnt sich zu färben und glänzt golden in der Herbstsonne.
„Ich selber kann und mag nicht ruhen, des großen Gottes Tun erweckt mir alle Sinne.“ So sagt es Paul Gerhard in seinem Lied: „Geh aus mein Herz und suche Freud“. Ein Loblied auf die Schöpfung. In diese Zeit fällt alljährlich das Erntedankfest. In einem Gottesdienst sagen wir Dank für die Ernte, für die Gaben des Lebens, in dem uns wieder der Mensch und das Ganze der Schöpfung in den Blick kommen. Das Ganze in den Blick zu nehmen, das beinhaltet dann aber auch, dass wir die Augen nicht verschließen vor der Ungerechtigkeit in dieser einen Welt. Wegwerfmentalität und Überfluss bei uns, an beides haben wir uns gewöhnt, Hunger und Elend in vielen anderen Teilen unserer gemeinsamen Erde.
Wie hören wir da das Bibelwort aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 6,Vers 19-21, das in diesem Jahr zu Erntedank in unseren Kirchen ausgelegt wird?
„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie zerfressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. Niemand kann zwei Herren dienen. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“
Ein scharfes, ein klares Wort Jesu. Es steht in der Bergpredigt, Jesu berühmter Rede mit den Seligpreisungen, dem Vaterunser, mit seinen großen Worten von der Feindesliebe und nun mit diesem Wort vom menschlichen Verhalten zu Besitz und Haben. Wie hört es sich an, heute in unserer Zeit, die wie nie zuvor vom „Schätze sammeln“, vom Kaufen und nochmals Kaufen geprägt ist und wo Besitz und Haben zu den obersten Werten zählen?
„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden“ - ein längst überholtes Wort, das so gar nicht in unsere Wirklichkeit passt? Kein Politiker könnte mit solchen Worten die vor uns liegende Bundestagswahl gewinnen. Im Gegenteil: Er wird stetigen Wohlstand versprechen, der sich aus stetigem Wachstum speist. Und die Wähler wollen dies auch hören. Dabei wird es immer deutlicher, dass unsere Art zu wirtschaften viele zu Verlierern macht, nicht zuletzt die gesamte Schöpfung. Das Geld spielt eine immer größere Rolle und durchdringt alle Bereiche unseres Lebens. Nur wer genug davon besitzt, kann es sich gut gehen lassen. Um jedoch Missverständnissen vorzubeugen: Besitz ist nichts, dessen man sich schämen muss.
Dagegen polemisiert Jesus auch nicht. Aber er fragt uns: Bist du vom Besitz, vom Haben müssen abhängig? Beherrscht es dich? Dann sieh zu, dass du dich davon befreist. Reichtum als Selbstzweck, als egoistisches Anhäufen von Geld und Gütern, womöglich auf Kosten anderer ist verwerflich. Vielmehr Gutes tun mit dem, was man besitzt, danach streben, was Gerechtigkeit und Frieden bringt, sich nicht abfinden mit dem Leid der anderen, Gott und den Nächsten lieben wie sich selbst. Das sind „Schätze im Himmel“, die bleiben, die nicht Motten und Rost zerfressen können.
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