Moment mal
von Pfarrer Albrecht D. Preisler
Wochenspruch für die Woche vom 8. September bis 14. September:
Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch
(1. Petrus 5, 7).
Die da oben! Die da oben kümmern sich um nix. Die da oben sorgen nur für sich selbst. Die da oben wissen gar nicht, wie es uns hier unten geht. Die da oben! Und jetzt wollen die da oben auch noch gewählt werden. Kandidatenduelle, Wahlkampfveranstaltungen, Fernsehwerbespots, Plakate. Die ersten Plakatgesichter haben schon aufgemalte Bärtchen.
Es wäre doch schön, wenn es anders wäre. Die da oben kümmern sich um alles. Die da oben sorgen für mich. Die da oben kennen alle meine Sorgen. Ich kann mich zurücklehnen und muss nichts tun. Klingt auch komisch. Klar, dass das nicht so funktionieren kann.
Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch (1. Petrus 5, 7).
Das wird ja immer schöner. Alle meine Sorgen auf Gott werfen, dann bin ich sie los. Warum denn nicht! Weg mit der Sorge, weg mit der Last! Soll Gott sich doch drum kümmern. Schließlich kann er doch alles. Wofür ist er denn sonst da?
Doch dann? Was beginne ich mit meinem sorgenfreien Leben? Womit fülle ich die Tage? Es tut doch gut, sich um jemanden oder etwas zu sorgen. Ein gutes Essen kochen für uns zwei. Den Kindern eine Freude bereiten. Die Katze streicheln. Die Blumen gießen.
Doch was passiert, wenn mir alles zu viel wird? Wenn ich vor lauter Sorge nicht mehr aus noch ein weiß? Ständig will jemand etwas, aber meine Kraft reicht nicht. Ich kann mich nicht konzentrieren, weil in meinem Kopf die Gedanken nur so schwirren. Vielleicht ist aber auch keiner da, der umsorgt werden will. Ich bin allein. Zu viel, zu wenig, zu doll, zu schwach. Sorge kann mich lähmen und meine Seele einschnüren.
Diese Sorge, die lähmt, lege ich auf IHN. Alle Sorge, die mir die Luft zum Atmen nimmt, vertraue ich IHM an. Gott kennt meine Grenzen. Zur Ruhe kommen, Luft holen. Gott schenkt mir Kraft. Gott schenkt Freiheit. Mit dieser Freiheit in den Tag gehen. In dieser Freiheit meinen Mitmenschen begegnen. Da sind Menschen, die ein Gegenüber suchen. Ihnen liegt ein Miteinander am Herzen. Jetzt bin ich dafür frei. Gott schenkt mir Freiheit, anderen zu begegnen. Freiheit, meiner Verantwortung für die Welt und ihre Menschen gerecht zu werden. Oder auch die Freiheit, denen da oben mit meiner Stimme zu signalisieren, dass ich ihre Arbeit wahrnehme und kritisch begleite.
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