Moment mal
von Pfarrer Olaf Glomke
Lachend kommt der Sommer
Liebe Leserinnen und Leser!
„Lachend, lachend, lachend, lachend kommt der Sommer über das Feld. …“ Nun befürchte ich, dass manchem an diesem Wochenende nicht so sehr zum Lachen war. Der Sommer zeigt sich mit Spitzenwerten. Dennoch, die Sonne strahlt uns aus vollen Zügen an, warum also sollten wir nicht auch strahlen. Doch mit dem Humor ist das ja so eine Sache. „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, klingt nach Durchhalteparole und leicht depressiv. „Humor ist die beste Medizin.“ Da würde ich als Seelsorger gern Rezepte ausschreiben, die keine Krankenkasse bezahlen muss. Ich denke nämlich, es wird viel zu wenig gelacht. In der Kirche allemal. Kirche, Glaube und Humor scheinen sich unversöhnlich gegenüber zu stehen. Die evangelische Tradition vertritt eine besondere Position: Glaube und Ernsthaftigkeit gehören zusammen. Viele meinen ja, dass Pfarrer und Pfarrerinnen, die personifizierte Ernsthaftigkeit ohne hin sind. Sie tragen schwarze Kleidung, sprechen über das Leben und den Tod. Manche meinen, Pfarrer an den nach unten gezogenen Mundwinkeln auch ohne Amtstracht zu erkennen.
Folgende Anekdote wird von Otto Nöldeke, einem Neffen Wilhelm Buschs, erzählt: Er war Pfarrer in einem niedersächsischen Dorf. Als eines seiner Gemeindeglieder, ein wichtiger Landwirt, krank im Bett lag, brachte Pfarrer Nöldeke einen Band seines Onkels Wilhelm Busch zu ihm, in der Hoffnung, die lustigen Zeichnungen und Verse würden den Kranken etwas aufmuntern. Nach vier Wochen besuchte der Pfarrer den Kranken erneut. Er erkundigte sich, wie ihm das Buch gefallen habe. Die Antwort lautete: „Ich hätte wohl sehr lachen mögen über die Geschichten, aber da ich das Buch von Ihnen erhalten hatte, traute ich mich nicht so recht.“
Nun ja, in der Bibel wird wenig gelacht. Obwohl Peter Bloch in seinem Buch: „Der fröhliche Jesus“ einen fröhlichen und humorvollen Jesus freigelegt hat. Es stimmt schon, von überschwänglicher Freude liest man wenig im Buch der Bücher. Von daher lässt sich die Tradition durchaus nachvollziehen.
Und dann, wenn ich mich so umsehe, muss ich feststellen, vielen Menschen ist immer weniger zum Lachen zumute. Sorgen bedrücken sie: Wie lange halte ich die Arbeitsbelastung noch durch? Schaffe ich das, Familie, Beruf und meine Eltern zu pflegen? Was, wenn einer der Partner berufsunfähig wird? Wer sorgt für mich, wenn ich alt bin?
Einer, von dem man es vielleicht am wenigsten erwartet sagt: „Freut euch immerzu, mit der Freude, die vom Herrn kommt! Und noch einmal sage ich: Freut euch! Alle in eurer Umgebung sollen zu spüren bekommen, wie freundlich und gütig ihr seid“. (Philipper 4, Vers 4 und 5). Der Apostel Paulus ist geradezu überschwänglich. Und er wiederholt seine Aufforderung noch einmal! Für ihn ist das kein aufgesetzter oder taktisch eingesetzter Slogan. Die Freude des Paulus geht tiefer. Er sieht die Beziehung zwischen Gott und Mensch. Wenn wir uns von Gott angenommen erkennen, an ihn glauben, dann kann uns das Erleichterung verschaffen. Die Sorgen sind nicht fort, nicht wie weggeblasen. Vielleicht jedoch fühlen wir uns ermutigt und mutiger und gewinnen unser Lächeln zurück. Das dann können wir anderen weiterschenken. Versuchen Sie es selbst einmal. Lächeln Sie jemanden einfach auf der Straße an, er oder sie wird sich sicher freuen.
Ich selbst lache gern und versuche meine Freude an die weiterzugeben, denen ich im Krankenhaus, in den Seniorenzentren oder auf der Straße begegne. Schade nur, dass die Zeitung keine Tonträger mitliefert, denn sonst könnten Sie mit in den kleinen Kanon vom Sommer einstimmen: „Lachend, lachend, lachend, lachend kommt der Sommer über das Feld. Über das Feld kommt er lachend: hahaha, lachend über das Feld.“
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