Moment mal
von Pfarrer Sacha Sommershof
Der Tod ist nicht mehr sicher
„Der Tod ist nicht mehr sicher“. Unter diesem Motto steht die diesjährige Bibelwoche, die in einigen Kirchengemeinden durchgeführt wird. Es handelt sich hierbei um eine ziemlich gewagte These, denn, dass wir alle sterben müssen, ist auf jeden Fall sicher. Doch die Menschen gehen auf sehr unterschiedliche Weise damit um, dass ihr Leben mit dem Tod endet. Es gibt Menschen, die einen vollkommen pragmatischen Umgang mit ihrem Leben pflegen: Es beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod, nichts davor und nichts danach. Sie stehen mit dieser Haltung durchaus nicht allein, ruft der Religionsphilosoph John Hick beispielsweise doch dazu auf, die Kürze und Flüchtigkeit des Lebens anzunehmen und im Hier und Jetzt Erfüllung zu suchen. Dann brauche man auch nicht, so seine These, nach Unsterblichkeit zu verlangen. Andere möchten ihr Leben in dieser Welt mit allen Mitteln, die zur Verfügung stehen, verlängern und bedienen sich dabei der umstrittenen Kryonik. Bei dieser Technik wird der Körper bei minus 140°C eingefroren, um sich dann zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder auftauen zu lassen. Dahinter steht meist die Hoffnung, dass die Medizin, aber auch die Gesellschaft in der Zwischenzeit Fortschritte gemacht hat. „Auferstehung auf Knopfdruck“, so hat es ein Onlinemagazin einmal genannt. Immer wieder antworten aber auch Menschen auf die Frage nach dem Leben nach dem Tod damit, dass sie glauben, nach dem Tod werde es „irgendetwas“ geben. Sie können es nicht konkret benennen, scheuen sich gar, religiöse Begriffe zu verwenden. Selbst Christen fällt es schwer, ein Leben nach dem Tod deutlich zu beschreiben, wenn sie denn überhaupt noch daran glauben. Statistisch gesehen gehören in Deutschland gut die Hälfte der Bevölkerung einer christlichen Kirche an, doch nur gut ein Drittel glaubt an ein Leben nach dem Tod. Liegt das daran, dass auch die biblische Beschreibung eines ewigen Lebens wenig konkret bleibt, oder sind selbst Christen einfach pragmatischer geworden?
In knapp zwei Wochen feiern wie Ostern. Für viele wird es ein schönes Familienfest werden, es gibt einige freie Tage, Schulferien. Der eigentliche Anlass des Osterfestes, die Auferstehung Jesu Christi, tritt vielerorts in den Hintergrund, was auch mit der Haltung vieler zum Leben nach dem Tod zu tun hat. Ein Mensch, der sicher gestorben ist, zumal auf eine besonders grausame Weise, ist wieder auferweckt worden. Diese Geschichte ist für viele schwer zu glauben, und dennoch hat sie bis heute Bestand. Trotz aller Skepsis und Vernunft glauben immer noch Menschen an die Auferstehung Jesu und daran, dass auch sie nach ihrem Tod auferweckt werden. Für sie gilt das Motto der diesjährigen Bibelwoche, der Tod ist nicht mehr sicher und sie können nicht anders, als daraus Trost in dunklen Stunden und Hoffnung in schweren Tagen zu schöpfen. Dass Gott durch die Auferstehung ein Leben nach dem Tod möglich gemacht hat, soll keine Vertröstung auf ein besseres Leben im Jenseits sein, sondern Mut machen und das Vertrauen geben, das Leben hier und jetzt so anzunehmen wie es ist.
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