Moment mal
von Pfarrer Olaf Glomke
Grunderfahrungen
Passionszeit. Von Aschermittwoch bis Ostersonntag. 40 Tage, an denen sich Christen anstoßen lassen über das Leid nachzudenken. Es ist Fastenzeit, 7 Wochen Verzicht. Manche Menschen verzichten auf liebgewordene Speisen oder Süßigkeiten, Alkohol oder Tabak. Eine Frau sagte mir vor wenigen Tag ganz entschlossen, sie fastet den Streit. Sie verzichtet auf jegliche Auseinandersetzung und dem damit verbundenen Ärger. Ich war schon überrascht. Doch, diese Idee gefällt mir, denn ich denke, dass für diesen Verzicht auch Kraft zum Erdulden und Leiden notwendig ist. Im Krankenhausalltag sind Geduld und Leid ganzjährig präsent. Die Leidensgeschichte Jesu ist heute nur wenigen Menschen vertraut. Aber die in diesem Geschehen sich widerspiegelnden Grunderfahrungen von Einsamkeit, Fragen, Schmerzen und Gottverlassenheit finden sich in zahlreichen Beziehungsgeschichten und Krankheitserfahrungen. „Wenn es denn möglich ist, so soll sich diese Diagnose nicht bewahrheiten, das ich den bitteren Kelch der Chemotherapie nicht trinken muss, bei der sich mein Magen umdreht.“ „Es wird schon nicht so schlimm werden.“ Wenn Angehörige und Freunde lieber gehen würden, weil das Leid nicht mehr auszuhalten ist. Weglaufen, fliehen weil mir selbst Angst und Bange ist. Die Passionsgeschichte erzählt von diesen Erfahrungen. Sie endet jedoch nicht an dieser Stelle. Jeder trägt sein Kreuz. Jesus geht über das Kreuz hinaus.
Das eigentlich paradoxe ist, das gerade durch Stammzellentherapie, Chemo, komplizierte chirurgische Eingriffe, die an die Grenze zwischen Tod und Leben führen, Leben wieder möglich wird. Das lässt mich an die Herausforderung für den Glauben, an den Tod und die Auferstehung, denken. Wie bei einem Patienten, der nach einer schwierigen Operation, Zeit für sich und seine Familie und Freunde geschenkt bekam.
Pfarrer Olaf Glomke
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