Moment mal
von Pfarrerin i.R. Marie-Luise Klehmet
„ Ich werde hie zu Eisleben, da ich geboren und getauft bin, bleiben…“
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, sagt man. Zu den großen Ereignissen der kommenden Zeit gehört das 500jährige Reformationsjubiläum 2017. Die weitreichenden Auswirkungen der Reformation nicht nur auf die Kirchen, sondern auch auf Gesellschaft, Kultur und Politik will die sog. Reformationsdekade bewusst machen. 2008 begonnen, stellt sie 10 Jahre lang- bis 2017- jedes Jahr unter ein bestimmtes Thema: z.B. Reformation und Bildung (2010), Reformation und Politik (2014), Reformation und Toleranz (2013). Themen also, die uns noch heute umtreiben.
Aber Ausgangspunkt, Basis ist immer wieder der Mann, der den Reformationsprozess überhaupt angestoßen hat: Martin Luther. 1483 wurde er in Eisleben geboren, und in Eisleben starb er auch am 18.Februar 1546. Deshalb soll heute - an seinem Sterbetag - hier an ihn erinnert werden.
Als wortgewaltiger Prediger, als wuchtiger Reformator, als Held, ja als Titan - so ist Luther immer wieder beschrieben und gemalt worden.
Aber er war auch ganz und gar ein Mensch. Das zeigt sein Leben, das durch eine lange Krankengeschichte gezeichnet war.
Der Dichter Gottfried Benn, in Mansfeld bei Putlitz geboren, schrieb einmal: „Ich persönlich finde an einem Autor gerade das Biologisch-Familiäre interessant und bedaure, dass man von Hölderlin und Goethe nicht weiß,…wie hoch ihr Blutdruck war…ob sie gut schliefen.“
Von Luthers „biologischen „ Umständen weiß man, dass er in den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens ein kranker Mann war, ja, dass er schon mit Mitte Vierzig mit seinem baldigen Tod rechnete. Nierenkoliken, Gichtattacken, Angina pectoris -Anfälle, die Menieresche Krankheit (Drehschwindel, Ohrensausen), all das setzte ihm über lange Jahre zu.
Eine schwere Kindheit, das harte Klosterleben, das Übermaß an Arbeit für „seine“ Reformation - das alles war viel für ein Menschenleben und kann als Ursache für seine vielfältigen Krankheiten in Betracht gezogen werden.
Aber- so schrieb Luther 1521 in einem Brief: „Ruft man mich, so komme ich, gleichviel ob krank oder gesund.“
Seine vielen Reisen auch in krankem Zustand, sein soziales Engagement während der Pestepidemien, seine vielen Trostbriefe u.a.m. zeugen von seinem selbstlosen Einsatz für andere. Und auch seine letzte Reise zeugt davon. Luther war da eigentlich gesundheitlich und körperlich gar nicht in der Lage, auf Reisen zu gehen. Aber die Mansfelder Grafen, seine „lieben Landesherren“, hatten ihn zur Schlichtung eines Streits gerufen. Und so fuhr Luther hin, wohl ahnend, dass es seine letzte Reise würde. Seinen Auftrag hat er noch erfüllen können, doch in der dritten Morgenstunde des 18.Februar 1546 erlag er einem erneuten Herzanfall in seinem Quartier in Eisleben. „Ich dachte, ich werde hie zu Eisleben, da ich geboren und getauft bin, bleiben“, hatte er schon einige Stunden zuvor seinem Freund und Begleiter Justus Jonas gesagt.
In Eisleben ist in diesen Tagen nach zweijähriger Bauzeit Luthers Sterbehaus neu eröffnet worden. Das originale Sterbehaus ist es allerdings nicht. Das stand an einem anderen Platz und ist nicht mehr erhalten. Aber eine neue, erweitere Ausstellung wird viele Besucher aus dem In-und Ausland anziehen, wie überhaupt die Luther-Gedenkstätten in Wittenberg, Erfurt, Eisenach und Eisleben einen Besuch immer wieder sehr lohnenswert machen.
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