Moment mal
von Pfarrer i.R. Reinhard Worch
Wasser ist ein Menschenrecht
Bisher ist wenig bekannt, dass die UNO 2013 zum „Wasserjahr“ ausgerufen hat. Damit macht sie auf eines der gegenwärtig drängendsten Probleme aufmerksam. Nur wo sauberes Wasser vorhanden ist, kann Leben gedeihen. Deshalb ist es erforderlich, dass alle Menschen freien Zugang zum Wasser haben. Wir wissen, dass uns Wasser nur in begrenztem Maße zur Verfügung steht. Die rasant wachsende Erdbevölkerung, sich weiter ausbreitende Trockengebiete, eine verantwortungslose Verschmutzung der Gewässer fordern die internationale Gemeinschaft heraus, verantwortungsvoll mit den Wasservorräten umzugehen. Sie friedlich und gerecht zuzuordnen, ist eine der größten Herausforderungen. Wenn es künftig nicht zu gewaltigen Konflikten kommen soll, müssen Länder übergreifende Vereinbarungen über gemeinsam genutzte Wasserressourcen treffen.
Da in unseren Breiten bisher genügend Wasser vorhanden war, es uns überall und zu allem zur Verfügung stand und wir nur selten gezwungen waren zu sparen, ist vielen Mitteleuropäern das Gefühl für die Kostbarkeit dieser Lebensquelle verloren gegangen.
In meinem Elternhaus war das anders. Obwohl Wasser damals sehr billig aus den Leitungen strömte, wurde kein Tropfen verschwendet. Mit dem wertvollen Nass wurde so sorgsam umgegangen, als würde jede Verschwendung seine Ehre wie die Würde einer Person verletzen. Als Jugendlicher ging mir diese Ehrfurcht zu weit, ich verstand nie, worin sie begründet lag.
Jetzt weiß ich, dass diese Ehrerbietung des Wassers von der Begegnung mit den biblischen Geschichten herrührte. Diese großartigen, elementaren „Wasser“- Geschichten waren auch für uns Kinder immer gegenwärtig. Sie erzählten von der bedrohenden Gewalten dieses Elements, aber auch von seiner unendlich heilenden und segnenden Kraft. Vor Augen hatten wir die Sintflut und die gefährlichen Sturmwellen, die das Boot mit Jesus und den Jüngern bedrohten und wie Jesus den Freunden die Angst nahm, indem er das Unwetter besiegte.
Es gibt Erzählungen, in denen sich Menschen am Brunnen begegnen und nicht nur aus der Tiefe des Brunnens das Wasser schöpfen, sondern das tief Verborgene ihrer Seelen einander offenbaren. Und natürlich hatten wir auch die Taufe Jesu im Jordan im Blick. Bei jeder Taufe in der Kirche wurde das Ereignis für uns vergegenwärtigt. Niemand brauchte uns zu erklären, wie bedeutungsvoll Wasser ist. Ehrfürchtig standen wir dabei und verstanden: Wasser ist die Quelle zum Leben. Doch zugleicht ahnten wir, dass etwas ganz Großes dahinter stand: der Schöpfer als die Quelle des Lebens.
Daher also kam die Ehrfurcht vor dem Wasser und zugleich die Ehrfurcht vor dem Leben.
Weshalb Wasser in Palästina bis heute eine so außergewöhnliche Rolle spielt, haben wir ganz unmittelbar bei unserem Besuch in Israel nachempfinden können, sowohl in der Wüste am Toten Meer, als auch an den fruchtbaren Stränden des Sees Genezareth.
Ich kann es deshalb nur begrüßen, dass es durch die Initiative des „Europäischen Gewerkschaftsverbandes für öffentlichen Dienst“ eine europäische Bürgerinitiative gibt, die sich dafür einsetzt, dass die Wasservorkommen nicht privatisiert werden (www.right2water.eu/de). In Deutschland wird sie unter der Federführung von „ver.di“ durchgeführt. Die Initiative zur „Durchsetzung des Menschenrechts auf den Zugang von Wasser und sanitärer Grundversorgung“ muss bis zum September eine Million Unterschriften sammeln und will mit dem Bürgerbegehren verhindern, dass Wasser zur Handelsware in den Händen großer Konzerne wird. Wasser soll ein öffentliches Gut bleiben, das geschützt wird und nicht dem freien Wettbewerb überlassen werden darf.
Gesetzesvorhaben zur Privatisierung müssen unterbunden werden. Wasser muss allen verfügbar, jedem zugänglich und bezahlbar bleiben und für alle von annehmbarer Qualität erreichbar sein.
Ich bitte Sie deshalb, diese Aktion mit Ihrer Unterschrift im Internet oder in Listen im Ev. Gemeindehaus in Wittenberge zu unterstützen.
Reinhard Worch
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