Moment mal
von Pfarrer Dr. Alexander Heck
Wer bin ich? Wer ich auch bin, Gott kennt mich
Das Buch des populären Komikers Hape Kerkeling mit dem Titel „Ich bin dann mal weg“ verkaufte sich über 3 Millionen Mal. Treibt auch Sie diese Sehnsucht wie bei einer Pilgerreise aus den Gewohnheiten des Alltags auszubrechen und befreit auf den Weg zu sich selbst zu machen? Und wenn es nicht der eher beschwerliche Weg nach Santiago de Compostella ist, so doch zumindest der Urlaub am Strand oder der Tag in der Sauna, der dieses Ungestörtsein verspricht, die nötige Ruhe, um zu sich selbst zu finden. Das Buch des populären Philosophen Richard David Precht mit dem Titel „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ ist auch längst ein Bestseller. Spüren Sie auch diese Not an Orientierung im Umgang mit den vielen Erwartungen von außen? Ein jeder will einem sagen, wer man zu sein und was man zu tun habe. Wer bin ich? Dieser oder jener? Als wen wollen mich die Leute haben? Der Wunsch wächst, dass es endlich ein Ende habe mit den ständigen Fremdzuschreibungen und den eigenen Tarnfassaden; endlich Schluss sei mit der Schizophrenie, nach außen anders sein zu müssen, als man in Wirklichkeit sei. Nicht was andere von mir sagen, zählt, sondern was tief in meinem Herzen für Träume und Sehnsüchte schlummern.
Die Bibel ist voll von Menschen, die andere befragen, wer sie seien. Eine dieser Fragen trifft auch Jesus selbst. „Bist du der Messias, der, der endlich das lang ersehnte Heil bringen wird?“ Die einen legen ihre ganze Sehnsucht und Hoffnung in diese Frage. Dass da endlich jemand komme, der Gerechtigkeit und Frieden bringe. Die anderen legen ihren ganzen Argwohn und ihre Angst hinein. Dass da ein Scharlatan und Umstürzler am Werke sei. „Wer bin ich?“ Das Geheimnis der eigenen Person gründet nicht in einem selbst. Selbstzeugnisse sind trügerisch. Wenn ich nur auf mich selbst, auf mein Tun blicken würde, dann wäre ich vieles. „Ich bin dies und das …“. Und die Frage würde drängen: Was und wie viele denn? Das Geheimnis der eigenen Person lüftet sich nur in einem tiefen Verhältnis, das von Liebe und Vertrauen geprägt ist. Dass da jemand ist, der mich als sein Du anspricht, der mich wirklich kennt, weil er mich lieb hat. Und so verweist Jesus auf sein Du, auf Gott. „Der Vater, der mich gesandt hat, hat von mir Zeugnis gegeben“, heißt es von Jesus im Evangelium nach Johannes im 5. Kapitel. „Wer bin ich? Wer ich auch bin, du Gott kennst mich“. Gott spricht mich an in seiner Liebe zu mir als sein Kind. Das über mich und von mir zu wissen genügt.
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Kommentar von W. Nier |
Erinnert mich an Martin Bubers "DU". Vielen Dank für diese Gedanken.