Moment mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Liebe Leserinnen und Leser,
nun liegen die Festtage schon wieder hinter uns.
Was für ein wunderbares Fest – Weihnachten. In einer geweihten Nacht ist es geschehen. Eine ganz besondere Nacht, eine Nacht, die die Welt verändert hat und immer noch verändert.
Sie fragen wo diese Veränderungen erkennbar sind? Da will ich Ihnen gern ein paar Hinweise geben. Aber zuvor dies:
Noch einmal möchte ich mit Ihnen, obwohl alles vorbei zu sein scheint, den Weg gehen!
Den Weg vom 1. Advent zum Christfest ist ein ganz wertvoller. (Übrigends die Weihnachtszeit ging in Ihrer vollen Länge früher bis zum 2. Februar, „Lichtmeß“ genannt. Die Feier der Darstellung Jesu im Tempel.)
Es ist eine Zeit in der es immer heller wird. Bis der volle, helle Glanz des strahlenden Christbaumes nicht nur unsere Häuser, sondern auch unsere Städte und Dörfer in sein Licht taucht. Die dunkle Jahreszeit wird hell, die kalte Jahreszeit wird durchwärmt. Das meint nicht so sehr die Temperatur, die in Grad Celsius gemessen wird, sondern die Wärme, die unsere Herzen und diese Welt brauchen.
Das Licht der Liebe Gottes, die erwärmende Liebe Gottes, davon reden wir.
Dabei ist die erste Zeit des Advent besonders dazu gedacht Besinnung im Sinne von Selbstbesinnung zu suchen. Was habe ich dazu beigetragen, dass es oft so dunkel ist auch kühl. Wir dürfen erleben: Ich muß dennoch nicht an mir verzweifeln sondern finde immer wieder die annehmende Vergebung Gottes, der nicht anklagt sondern entlastet, da wird es hell. Erfahrene Annahme und Vergebung machen unser Leben hell und warm. Das gilt gleichermaßen für Vergebung und Annahme, die Gott uns schenkt und für die, die wir uns gegenseitig gönnen.
Das ist das Wunder von Advent und Weihnachten. Gott lässt seine Welt und uns Menschen nicht fallen, überläßt uns nicht unserer Torheit, unseren Irrtümern, auch nicht unserer Bosheit.
Letzte und totale Identifizierung mit unserem gebrochenen und verdunkelten Menschsein schenkt er uns in der der Christgeburt. Den tiefen Verlust unserer Menschlichkeit hebt er auf indem er zutiefst menschlich unter uns seinen Platz einnimmt. Ganz still, am Rand der Geschichte und doch mitten drin.
Ein Stall, vielleicht auch die Abstelle, ganz einfach, irgendwo im Hinterhof – weil da wohl kein Platz, keine Zeit, kein Raum war.
Mitten in den gesellschaftlichen, unruhigen Prozessen damals und heute geschah und geschieht es.
Es gab sie nie und es gibt sie nie die „Weihnachtsidylle“.
Die äußeren Gegebenheiten, die Rahmenbedingungen sind nicht „weihnachtlich“.
Darum wurde es ja Weihnachten. Weihnachten ist es geworden und darf es immer wieder werden - trotzdem!!
So malten es auch die alten Maler. Dunkle Szenen wurden dargestellt mit gut erkennbaren Andeutungen der Weltwirklichkeit. Und in der Mitte des Bildes strahlt es immer unbegreiflich hell und klar und warm in die gesamte Szene.
Das Dunkel reißt auf. So beginnt die Veränderung.
Das Dunkel von Schuld reißt auf wo Vergebung geschieht. Das Dunkel von Einsamkeit reißt auf wo jenseits von Neigungen und Abneigungen Nähe geschenkt wird und Leben geteilt wird. Das Dunkel von Fremdheit reißt auf wo gewagt wird dem Wunder von Offenheit und Verstehen Raum zu geben.
Das Dunkel von Angst reißt auf, wo das offene Herz und die offenen Arme mir Raum geben, und ich nicht mehr „draußen“ stehen muß.
Das Dunkel von Schmerz und Elend und Trauer reißt auf wo zarte Hände liebevoll und vorsichtig meine Wunden verbinden, Fürsorge gönnen und Tränen auffangen.
Das Dunkel des Todes und der Hoffnungslosigkeit reißt auf wo die Wahrheit über die Todesursache erkannt, benannt und mit heilsamen Eingriffen beseitigt wird und das Ende der Zeit nicht als Ende des Lebens verkauft wird.
Fällt Ihnen nun vielleicht auch ein wo auch Sie Veränderungen erlebt haben die ihren Anfang und ihre Quelle in dieser besonderen, geweihten Nacht haben.
Nichts ist zu Ende, schon gar nicht das Fest der Liebe Gottes. Er will es immer wieder mit uns feiern. Lassen wir Ihn ein, geben wir Ihm Raum, Schenken wir Ihm Zeit. Wenn Er kommt wird es mit Sicherheit hell und warm!
Weihnachten hat kein Ende – nie – um des Himmels Willen nicht!!!
So wünsche ich Ihnen bleibende weihnachtliche Erfahrungen!
Peter Heß
Superintendent. i. R.
Perleberg
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