Moment mal
von Pfarrer Rudolf Klehmet
„Alle Jahre wieder...“
„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind“, so heißt es in einem bekannten Weihnachtslied, dessen einfacher Text und schlichte Melodie es zu einem Volkslied haben werden lassen.
Ja, alle Jahre ist es wieder so:
Da haben wir die Vorbereitungen hinter uns gebracht. Viele Leser des „ Prignitzer“ sitzen Heiligabend in „ ihrer“ Kirche, die wieder voll ist, wie sonst nie im Jahr.
Der Tannenbaum- manchmal noch mit echten Wachskerzen- ist angezündet. Die alten Lieder von der Christgeburt werden gesungen.
Alle Jahre wieder eine außergewöhnliche Stunde, die uns milder und freundlicher stimmt und die wir irgendwie, so scheint es, für unser Leben brauchen.
Das Weihnachtsevangelium des Lukas wird verlesen, das vielleicht schon unsere Großeltern hier gehört haben: von Maria und Josef und dem Kind in der Krippe in dem armseligen Stall zu Bethlehem, von den Hirten auf dem Felde und der Botschaft der Engel, vom Kaiser Augustus und der Volkszählung und seinem Statthalter Cyrenius. Sie alle spielen gleichsam seit 2000 Jahren ihre Rolle in diesem Stück.
Weihnachten 2012- so wie immer? Alle Jahre wieder- immer dasselbe?
Ich denke, es ist wohl beides: immer dasselbe und immer auch anders. Jedes Jahr hören wir die Botschaft des Engels: „ Siehe , ich verkündige euch große Freude, denn euch ist heute der Heiland geboren.“ Die Weihnachtsgeschichte bleibt . Die Geschichte von Bethlehem können wir Menschen – Gott sei Dank- nicht ändern oder ersetzen, über sie können wir nicht verfügen.
Aber: Jedes Jahr hören wir diese Botschaft auch anders. Ich erinnere mich gut, wie ich diese Worte 1989 aufgenommen habe, kurz nach dem Fall der Mauer. Wieviel Freude und Dankbarkeit gab es da. Endlich reisen zu dürfen, frei atmen zu können... Doch bald erfolgte Ernüchterung. Wir kennen die Probleme unser ländlichen Region. Oft lange Wege zur Arbeit bis nach Hamburg, niedrige Löhne, später dadurch nur eine geringe Rente, die Abwanderung aus unseren Dörfern, leerstehende Häuser...
„ Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“
In der Fremde, unterwegs, unbehaust, in einem Stall kommt der Sohn Gottes zur Welt. Weltlicher geht es nicht. Gott wird einer von uns. Er bleibt nicht weit weg, so weit, dass keiner sagen kann, wie er ist und ob es ihn überhaupt gibt. Sondern er wurde Mensch und kam uns so nah, damit wir zu ihm finden.
Vielleicht übt deshalb die Geburtsgeschichte im Stall von Bethlehem so eine große Anziehungskraft durch die Zeiten hindurch auf die Menschen aus, weil hier menschlicher Alltag und Gottes Wirken miteinander verbunden sind.
Und so knien sie andächtig vor diesem Kind, die uns so vertrauten Gestalten: Die Hirten und die Heiligen drei Könige. Ich könnte auch sagen: Arme und Reiche, Einheimische und Ausländer. Der Glaube an dieses Kind überspringt die Grenzen und vereint sie alle.
Ich wünsche uns eine gesegnete Weihnachten.
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