Moment mal
von Pfarrer Olaf Glomke
Sorgenlast und Fürsorge
Liebe Leserinnen und Leser!
„Die Sorgen fressen mich auf.“; „Ich komme vor Sorgen nicht in den Schlaf.“; „Meine Tochter bereitet mir Sorgen.“; „Ständig bin ich in Sorge um unseren Sohn.“. Wie quälend Sorgen sein können, weiß jeder. Beladen mit Sorgen geht vielen die Lebensfreude verloren. Einige Menschen verschließen sich. Können nicht darüber sprechen. Denken viel darüber nach. Weinen still in sich hinein. Machen es mit sich aus. Doch - ich sehe ihre Tränen. Spüre den Schmerz und die Last, die auf ihnen liegt. Komme nicht an sie heran. Sehe die Kraft, die sie benötigen, um nicht den Halt zu verlieren. Respektiere den Wunsch bei sich bleiben zu können.
Ja, es gibt sie, die großen und kleinen Sorgen: Die Sorge um einen guten Ausbildungsplatz oder um die soziale Absicherung - jetzt mit Hartz IV und zukünftig die Rente. Die Sorge um die eigene Gesundheit; um die eines lieben Menschen. Und können wir den Frieden dieser Welt bewahren, angesichts der Kämpfe in Afghanistan oder des Terrors in Syrien? Die Sorgen abschütteln, wie den Sand aus meiner Sandale, das wäre schön. Sie loswerden, erscheint unmöglich. Zu kompliziert die Zusammenhänge, zu viel Zeit vergangen für eine gute Lösung. Daher rauben die Sorgen ihnen den Schlaf oder nehmen uns den Atem.
Die Sorgen einfach wegwerfen - wer wollte das nicht? Christen leben im Vertrauen darauf, dass vieles in Gottes Hand liegt. „Wer Gott, dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut.“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 369 Vers 1). Meine Sorgen und Ängste aufgehoben zu wissen, entlastet, richtet auf und stärkt mich. Ich kann freier atmen. Dabei entdecke ich, was das Leben eigentlich ausmacht: das Wichtigste im Leben bekomme ich geschenkt. Vieles von dem, was ich brauche im Leben, kann ich nicht selbst herstellen: die Liebe und Zuwendung eines anderen Menschen, den neuen Tag, die Freude an den großen und kleinen Dingen im Alltag, … das Leben.
Darin begegnet mir Gottes Für-Sorge. Damit sind noch lange nicht alle furchtbare Ereignisse, belastenden Erfahrungen, bedrohlichen Erlebnisse aus dieser Welt geschafft, aber ich kann anders damit leben. Ich schöpfe Vertrauen, teile mich mit, lernen neu zu leben, statt mich zu zer-sorgen. Das kann auch geschehen, wenn ich weniger glauben kann. Für Vertrauen braucht es den Mut zum ersten Schritt. Leben aus dem Vertrauen kann meine Sorge in Für-Sorge verwandeln. Weil jemand für mich sorgt, kann ich für andere da sein.
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