Moment mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Gut zu wissen…
Es ist ein Genuss, die Farbenkraft des Herbstes zu erleben. Warm sind sie, vielfältig und kraftvoll.
Unvergleichlich diese Schönheit! Es ist die Zeit im Jahr, die ihre besondere Emotionalität hat. Die Farben sind voll und schön, aber gerade jetzt verlieren die Bäume ihr Laub. Die Felder sind leer aber sie bergen schon wieder die Saat, die im Frühjahr aufgehen wird.
Eine Zeit der „Ruhe“ bereitet sich vor.
Gut auch zu wissen, dass nach Nebel und grauen Tagen, mittendrin mit oder ohne Schnee, die Tage kommen, in denen wir Lichter entzünden, die sich zu einem hell strahlenden Festbaum vervielfältigen.
Eine besondere Wärme und ein mildes, wohltuendes Licht strahlt dann. Wir sind eingeladen, uns Zeit zu nehmen und nachzusinnen.
Ja, nachdenklich ist die Zeit und sie bietet so viele Bilder für das Geheimnis unseres Lebens.
Die ganze Schönheit der Natur entfaltet sich, bevor die Blätter fallen.
Farben der Reife haben solche Schönheit.
Reifen, ja das ist das wichtige Thema.
Lebensreife braucht Zeit. Da geht das Wetter drüber: der Wind und die Sonne, Regen, Sturm und Hitze.
Andere Bilder für die Vielfalt der Erfahrungen unseres Lebens: Das Glück, die Entfaltung, Helles und Trübes, manche Aufbrüche und Gelingen, aber auch Scheitern und Schmerz, Loslassen von Geschenktem sowie Freude. Alles hat seinen Platz und seinen eigenen Wert.
Dazu braucht es aber Orientierung und Verstehenshilfen. Es braucht Halt und Hoffnung sowie Trost, Nähe und Kraft. Ebenso sind Klarheit und Einsicht nötig. Alles das und noch mehr wird gebraucht und möglichst alles aus guter, bewährter, erfahrener Hand.
Nur so gewinnen wir die Reife, die uns zugedacht ist.
Gut das zu wissen –
aber wer sagt es mir, wenn es darauf ankommt?!
Besser: Wer sagt es mir beizeiten, damit ich, wenn es darauf ankommt weiß, was dann gut ist und warum! Wer deutet mir all das Geschehen, damit ich Sinn und Ziel wenigstens erahne.
Was hat sich bewährt und worauf kann ich mich verlassen und was und vor allem wem kann ich glauben?
„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ So ruft uns Gott in der Bibel!
Merken wir es noch? Überall stehen sie, sogar im kleinsten Dorf, die Gotteshäuser.
Ihre Spitzen zeigen zum Himmel, über uns hinaus zeigen sie. Auf IHN weisen sie hin und sind hoch genug und weit genug zu sehen, damit jeder es merken könnte.
Es gibt Orientierung, Klarheit und all das andere Genannte.
ER gibt Orientierung, Klarheit und all das andere Genannte.
Und wenn es darauf angekommen ist, haben die Vielen durch die Jahrhunderte hindurch den Weg in die Gotteshäuser gefunden, dort das wegweisende und aufrüttelnde Wort, und die Nähe Gottes, seine Kraft und seinen Trost.
An die Zeit nach dem Krieg denke ich und an die Zeit vor der Wende. An den 11. September 2001 denke ich und an den Amoklauf in Erfurt. Da haben wir mit Vielen zusammen Wege und Orte gefunden um durch Gottes Wort, Trost, Kraft und Hoffnung zu gewinnen!
Es hat sich bewährt; dieses Wort Gottes.
Darum ist es gut zu wissen, hinzuhören und zu beherzigen.
Keiner muss es gleich können. Immer wieder dürfen wir es üben und Lernende bleiben: beim Hören, beim Beherzigen und beim Tun:
Liebe und Vergebung hineintragen in Hass und Terror, Geduld und Hoffnung hineingeben in Ausweglosigkeit und Ratlosigkeit, Trost und Erbarmen hineinbringen in Schmerz und Leid.
Aber: Könner sind verdächtig.
Unter allen Umständen ist es gut zu wissen!
Am Lebensanfang ist es gut und an den Schnittstellen.
Mitten im Glück ist es gut und mitten im Schmerz.
Im Empfangen und im Loslassen ist es gut.
Für mich ist es gut und für jeden anderen. Für Ehen ist es gut und die Familien.
Bei der Arbeit ist es gut und wenn die Arbeit nicht für alle reicht.
In der Wirtschaft ist es gut und in der Politik.
Für die „Jungen“ ist es gut und für die „Alten“.
Für die Schwachen ist es gut und für die Starken.
Eine gute Adresse ist es, eine Adresse, die uns hilft, sich zurechtzufinden –
Die Adresse des ewigen Gottes, der das Wort für uns hat, das uns hilft!
„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“
Es ist gut zu entdecken, wie sehr wir IHN brauchen.
Es ist gut zu entdecken, wie sehr und wie gern ER sich uns zuwendet!
So bleiben wir menschlich. So müssen wir uns nicht überfordern, uns selbst nicht und einander nicht. Lassen wir es uns gesagt sein, auch wenn er uns heraus – fordert!
Peter Heß
Superintendent i. R.
Perleberg
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