Moment mal
von Wilfried Schmidt
Lange ist es her, dass ich mir den ersten Radio-Kassetten-Recorder gekauft habe. Auch ich wollte so ein Gerät haben, Radio und meine Musik hören, Kassetten abspielen oder auch selber aufnehmen. Dafür brauchte man Geld, viel Geld. Also war Sparen angesagt.
War das eine Freude, als ich das Gerät endlich in meinen Händen hielt. Vom eigenen Geld bezahlt. Selbst erarbeitet. Und nun gehört es mir.
Ja, es ist ein tolles Gefühl, wenn man sich nach langer Zeit endlich das leisten kann, wofür man lange gespart hat. Und noch schöner wird es, wenn andere sich dann auch mitfreuen. Es tut uns gut, eine Sache zu haben oder nutzen zu können, die man sich selber erarbeitet hat.
Gern hätte mancher die Zeit des Wartens oder Sich-Erarbeitens verkürzt. „Wenn es doch nur schon so weit wäre!“ Viele kennen diese Gedanken. Man malt sich aus, wie es dann sein würde, wenn man den ersehnten Gegenstand endlich hätte. Aber um so größer ist die Freude, wenn man besagte Sache endlich sein Eigen nennen kann.
Für mich war klar: auf manches musst du warten. Manchmal auch sehr lange. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich meine Wünsche erfüllen. Schon gar nicht sofort. Du kannst auch nicht erwarten, dass dir jemand anders deinen Wunsch erfüllt und dir den Recorder kauft. Wenn es sich ergibt – toll. Aber erwarten kann ich es nicht.
Leider hört man immer mehr, dass manche Leute meinen, ihre Wartezeit verkürzen zu können und ihren Wunsch auf Kosten anderer erfüllen. Es wird gestohlen. Entweder um das Diebesgut selber zu nutzen oder um es zu verkaufen und mit dem Geld dann seine Wünsche zu erfüllen. Anderen raubt man die Freude und das, was sie sich, manchmal sehr mühsam, erarbeitet haben.
Besitz auf Kosten anderer! Und da ist kaum etwas ausgenommen: geistiges Eigentum aus dem Internet, Dreiräder aus einem Kindergarten, technische Geräte … - von Autos, Geld und Baumaterial ganz zu schweigen.
Liegt es am fehlenden Geld? Oder an der nicht erlernten Fähigkeit, mit unerfüllten Wünschen umgehen zu können und sein Leben entsprechend einzurichten? Ist es das „schnelle Geld“, von dem man sein Glück erhofft oder zumindest eine gesicherte Zukunft?
In den Bibelworten zum gestrigen Wochenbeginn war auch das Stehlen ein Thema: „Weh dem, der sein Gut mehrt mit fremdem Gut! Wie lange wird's währen? (Prophet Habakuk 2,6). Manchmal allerdings hält ein Leben recht lange, dass auf Kosten anderer eingerichtet wurde. Doch macht die Bibel deutlich: Nicht nur vor Menschen werden wir zur Rechenschaft gezogen, sondern am Ende müssen wir uns für unser Leben verantworten vor unserem Schöpfer. Wer mit ihm lebt, auf seine Worte hört, der kann sich auf das ewige Leben freuen. Das Leben nach dem Tod, das keinen Mangel mehr kennt.
Wer das aus den Augen verliert, ist leicht in Gefahr, hier schon alles haben zu wollen. Koste es, was es wolle - zur Not auch des Geld des anderen. Wer allerdings weiß, dass das prall gefüllte Leben noch kommt, kann ganz anders mit offenen Wünschen umgehen und findet trotzdem das Glück.
In der Bibel heißt es dann auch: „Du sollt nicht stehlen!“ und „Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann.“ Nicht nur, was ich will und brauche ist wichtig, sondern auch der andere mit seinen Bedürfnissen. Nicht nur ehrliche Eigenversorgung ist jedem einzelnen ans Herz gelegt, sondern auch der Blick für andere, die in Not sind und Hilfe, ja unsere Hilfe brauchen. Und dass man dann selbst nicht zu kurz kommt, dafür wird Gott schon sorgen. Das hat er versprochen.
Wilfried Schmidt
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