Moment mal
von Pfarrer Albrecht D. Preisler
Zerbrochene Hoffnung
„Du, Papa? Kannst du das wieder ganz machen?“ Mein Sohn steht vor mir. Er hält etwas in der Hand. Meistens sind es zwei Teile. Vorder- und Hinterhälfte, links und rechts. Die Frage zeigt: Er hat schon etwas gelernt. Nicht alles kann man reparieren. Ein Glas zersplittert auf dem Küchenfußboden. „Das kann man nicht mehr kleben, stimmt’s Papa!?“ Und anderes geht. Autos mit elektrischem Antrieb landen ohne Frage auf meinem Schreibtisch. „Hast du die Akkus schon aufgeladen?“ Danach kann er dann wieder damit spielen.
Vieles kann man reparieren, leider nicht alles. Wie verhält es sich mit den zerbrochenen Hoffnungen unseres Lebens? Manche eröffnen einen neuen Weg, stärken uns und machen uns klüger. Die meisten aber hängen uns lange nach, manche das ganze Leben lang. Oder zerbrochene Freundschaften? Natürlich geht nicht immer alles im Streit auseinander. Wir haben uns aus den Augen verloren, sagt man dann. Manchmal kann man aus einer verlorenen Freundschaft Kraft für eine neue gewinnen. Andere Freundinnen und Freunde vermisst man lange, lange Zeit.
Die zerbrochenen Träume, Hoffnungen, Beziehungen unseres Lebens wieder „ganz“ zu machen, übersteigt unsere Kräfte und Erfahrungen. Wir wissen, dass das zum Leben gehört. Es ist ja auch nicht immer nur zum Schaden.
Für die anderen Fälle, wenn wir leiden, wenn alles in uns zu zerbrechen droht, sind wir auf Jesus Christus gewiesen. In ihm hat Gott die Schwere des Zerbrechens unserer Hoffnungen und Träume, die Last eines gebrochenen Lebens auf sich gezogen. Christus zeigt uns die Fülle der Liebe und des Mitgefühls Gottes.
Jesus Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken (Matthäus 11,28).
Keine zerbrochene Hoffnung, keines unserer Leben und auch nicht das Sterben werden von Gott auf die leichte Schulter genommen. Vielmehr bietet uns seine Zusage großes Heil: Dass unser Leben „ganz“ bei Gott ist, dass kein Zerbrechen uns trennen kann von seiner Liebe, darauf vertrauen wir.
Das Leben ist kein Spielzeug, das wir zerbrechen können, damit Gott es wieder klebt. Doch durch das Heil und die Gnade Gottes gewinnen wir auch nach schweren Verletzungen und Tiefpunkten unseres Lebens neue Kraft.
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