Moment mal
von Pfarrer Dr. Alexander Heck
Vom Schatz biblischer Weisheit
Vielleicht erinnern Sie sich an Geschichten, die von geheimen Schätzen erzählen; spüren noch ihre Faszination. Nur wer solche Geschichten kennt, macht sich überhaupt noch auf die Suche, um etwas Kostbares zu entdecken. In unserer Welt heute gibt es scheinbar nicht mehr vieles zu entdecken, was bisher verborgen war. Der Fortschritt hat fast alle Räume unserer Welt durch Erklärungen ausgeleuchtet. Fast nichts bleibt mehr unerklärlich. Alles scheint seinen festen Platz und seine Ordnung zu haben. Und doch bleibt in uns Menschen diese Sehnsucht nach Unentdecktem, die Faszination des Geheimen, das Staunen über Unerklärliches. Ganze Fernsehserien speisen sich daraus und eine ganze Literatur lebt davon. Wer zieht nicht sein Jahreshoroskop heran, um seine Zukunft aufzudecken? Wer befragt nicht den Mondkalender, wann was am günstigsten zu pflanzen wäre? Die Esoterik hat offenkundig ihren Charme darin, dass sie sich konkret befragen lässt und sich noch konkreter empfiehlt. „Die Fische sind heute im Mond“, also Finger weg vom Alkohol.
Die Bibel ist längst nicht mehr die erste Adresse in Fragen der Zukunftsgestaltung und Handlungsempfehlung. Dabei liegt in ihr soviel Weisheit, ein Schatz an Sprüchen und Lehren. Alles darin ist am Puls des Lebens. Ihre Sprache und Bilder sind nicht kirchlich, sondern wollen Spielräume eröffnen. Sie nötigen uns einen anderen Blick auf unsere Wirklichkeit auf. So lässt sich einmal etwas neu denken und anders anpacken als gewohnt. „Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf. Niemand suche das Seine, sondern was dem andern dient.“ (1. Korinther 10, 23-24) Es geht um das eigene Wollen und Wünschen. Und es geht um einen Maßstab für sein Tun oder Lassen. Der Charme dieser Weisheit liegt darin, dass sie keine konkrete, feste Regel aufnötigt, nicht blinden Gehorsam verlangt, sondern diesen Maßstab in unser Ermessen legt. Unser Gewissen trägt Verantwortung. Darin tun wir weise, die eigenen Wünsche ins Verhältnis zu setzen zu den Möglichkeiten und dem Wohl des anderen, um einen Ausgleich oder gar eine Korrektur der Interessen zu finden.
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