Moment Mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
„Wo man singt, da lass Dich ruhig nieder...“ Man trifft doch immer wieder einmal Menschen, die ein Lied summen oder pfeifen:
Bei der Arbeit, auf der Straße oder auch im Park. Wenn es gelingt, dabei ihr Gesicht zu sehen, könnte es sein, dass auch da etwas von den fröhlichen Tönen erkennbar ist.
Singen ist wohl Ausdruck von Freude. Ich singe in einer Grundstimmung der Freude in mir. Manchmal singe oder summe ich aber auch gegen das, was mich bedrücken will.
Das ist dann ein bisschen wie das Pfeifen im dunklen Wald! Kann es sein, dass meine Beobachtung stimmt? Im Ganzen wird weniger gesungen. Man lässt sich eher etwas vorsingen, Das Radio oder der Fernseher spielt. Oft ist das eine Geräuschkulisse im Hintergrund. Kann auch sein, dass es gegen die Einsamkeit ist. Die Stille ist oft unerträglich. Ich könnte fortfahren über das Singen und die Musik im Alltag zu meditieren.
Ich kenne keinen anderen Ort, wo so viel gesungen und musiziert wird wie in Kirchen und überall da, wo Christen zusammen sind. Sie tun es zu den unterschiedlichsten Anlässen. In jedem Gottesdienst, zu Festen und Jubiläen, sogar auf dem Friedhof, wo es eigentlich ja nichts zu singen gäbe!
Der große Musiker Bach hat alle seine Werke unter eine Überschrift gestellt: “Soli Deo Gloria“. Gott allein die Ehre! Offenbar hat er eine Entdeckung gemacht, die sogar noch durchgetragen hat als er selbst schon sehr eingeschränkt war durch Blindheit und Taubheit.
In seinen Werken kann man tiefen Glauben finden. Meist waren es biblische Themen, die er in Töne kleidete. Sein Thema war wohl die Größe und Liebe Gottes. Er hat sie besonders in dem Leiden und Sterben Jesu wahrgenommen. Darum schrieb er drei Passionen. Es ist bemerkenswert, wenn man die Biographien vieler Dichter von Chorälen, die in den Kirchen gesungen werden, liest, dass sie die schönsten und inhaltlich tiefsten Choräle in oder nach Zeiten großer persönlicher Not verfasst haben.
Vielleicht ist es ein besonderes Geheimnis! Singend und musizierend verändert sich etwas in unserem Inneren. Ein sehr fromm klingender Spruch beschreibt das auch: „Danken schützt vor wanken und loben zieht nach oben!“
Dank und Lob, auch musikalisch, drückt aus, dass wir uns beschenkt wissen. Wir leben aus dem Empfangen. Auch das, was wir selbst „leisten“, vermögen wir auf Grund der Begabungen, die wir empfangen haben. Wir sind mit dem Leben beschenkt und werden zum Leben befähigt. Wenn das kein Grund zum Singen ist!?
Wenn dann mühsame Wegstrecken kommen, kann uns das dankbare Loben oder auch das singende aussprechen der Not helfen, aufzuatmen. Wir haben eine Adresse, an die unser Lob und der Dank, auch die Klage gerichtet sein darf.
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