Moment Mal

von Pfarrer Helmut Kautz

In einer kleinen Stadt, eingebettet zwischen kleinen Flüssen und malerischen Feldern, herrschte Aufregung im Gerichtssaal. Die Menschen flüsterten aufgeregt, als der Richter seine Augen über die Anklageschrift gleiten ließ. Plötzlich zuckte er zusammen. Das war doch Georg, sein alter Freund vom Gymnasium! Jetzt saß der dreifache Familienvater vor ihm als Angeklagter!

Die Anklage lautete auf Betrug in großem Stil. Georg, einst ein angesehener Mann in der Gemeinde, wurde beschuldigt, in betrügerischen Machenschaften verwickelt zu sein, bei denen Autos im großen Stil manipuliert und weiterverkauft wurden. Doch während die Beweise gegen ihn sprachen, schien Georg nichts von alledem zu bemerken. Seine Miene war gezeichnet von Verzweiflung und Unverständnis.

Der Richter, zerrissen zwischen seiner Pflicht, gerecht zu richten, und seiner persönlichen Verbundenheit zu Georg, fällte schließlich sein Urteil. Er verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 15.000 Euro. Georg brach zusammen, unfähig, die Tränen zurückzuhalten. Doch dann geschah etwas Unerwartetes.

Auf dem Parkplatz des Gerichtsgebäudes trat der Richter auf Georg zu und überreichte ihm einen Scheck über genau den Betrag der Geldstrafe. Georg starrte den Richter ungläubig an, unfähig, die Worte zu finden. Der Richter erklärte ruhig: "Georg, ich muss als Richter gerecht richten. Doch als dein Freund möchte ich dir helfen, wieder auf den richtigen Weg zu kommen."

Es war ein Moment der Gnade und Barmherzigkeit, der Georgs Leben für immer verändern sollte. Der Richter zahlte die Strafe aus eigener Tasche und gab Georg die Möglichkeit, sein Leben von Grund auf neu zu beginnen. Doch die Frage blieb: Würde Georg den Scheck annehmen und die Chance nutzen, die ihm geboten wurde?

Dieses Ereignis erinnerte viele in der Stadt an das Bild am Kreuz. Gott, als gerechter Richter, richtet uns nach seinem heiligen Standard, aber zugleich bietet er uns durch Jesus am Kreuz die Möglichkeit der Erlösung und Vergebung. Die Frage liegt bei uns Menschen: Werden wir diese Gnade annehmen und unser Leben verändern?

So endete die Begebenheit von Georg und dem Richter, ein Bild für das Geschehen am Kreuz und die bedingungslose Liebe Gottes zu uns allen, wie wir es in der Karwoche bedenken können.

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