Moment Mal
von Pfarrer Olaf Glomke
Tanzen
Wenn man selbst einige Tage im Krankenhaus liegt und Zeit in der Reha verbringt, schafft das die Gelegenheit über manches nachzudenken. Das ist so und nicht vermeidbar, selbst als Krankenhausseelsorger.
Ob Gott tanzen kann? Ich bin kein Tänzer. Meine Bewegungen sind ungeschickt. Warum sollte aber Gott nicht tanzen? So wie die vielen fröhlichen Menschen beim Straßenkarneval in Köln, Düsseldorf oder Cottbus? Sie können sich das nicht vorstellen? Warum eigentlich nicht? Woher kommen die Vorstellungen von Gott und über den Glauben? Ein Weg, wie wir etwas über Gott und den Glauben erfahren, führt oft über die Familie. Die Großmutter zum Beispiel. Manchmal ist es die Kirchengemeinde selbst, in deren Gemeinschaft ich mich wohlfühle. Oder die Musik, die Texte, ein Gebet oder die Atmosphäre in einer Kirche sprechen an.
Wenn das nicht Ihre Wege sind, wenn in einer Kirche nur wenig von Gott zu spüren ist, wenn Sie nichts anspricht, dann überlegen Sie doch einmal, ob Gott nicht vielleicht doch tanzt. Ich meine, überlegen Sie doch einmal, ob Gott vielleicht ganz anders ist, als Sie ihn sich bisher vorstellen konnten.
In der Bibel wird oft von Tänzen und Festen erzählt. Jesus z.B. tut alles, damit eine Hochzeit fröhlich bleibt. Die Gottesdienste der ersten Gemeinden müssen fröhliche Volksfeste gewesen sein. Das war dann wohl der Grund dafür, dass man Jesus als „Fresser und Weinsäufer“ verspottet hat und die christliche Gemeinde wie betrunken wirkte. Manches ist doch ganz anders. Gott eben auch.
Die Tage der Genesung verschafften mir Gelegenheit über manches nachzudenken. Sicher, ich werde nicht DER Tänzer werden, aber was soll mich daran hindern, es mit dem Tanzen neu zu versuchen? Warum also Gott und Glauben sich nicht neu vorstellen?
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Kommentar von Johanna |
Gute Besserung! Vielleicht auch nachdenken über die Vatersehnsucht, die allen Priestern gemein sein dürfte? Nachzulesen bei Victoria Rationi in "Das Religionsparadox". LG Johanna