Moment mal
von Pfarrer Olaf Glomke
Liebe Leserinnen und Leser!
Die Rosenmontagsumzüge waren wieder auf allen Fernsehkanälen zu sehen. In diesem Jahr hatten die Gestalter der Prunkwagen ihre liebe Not. Die politischen Ereignisse hatten sich überschlagen. Quasi über Nacht mussten einige Wagen umgestaltet werden. Mit Bissigkeit und spitzer Satire wurde dabei nicht gespart. Na ja, nicht alle Tage tritt ein Bundespräsident zurück. Und ein Protestant wird der Neue?
Wie dem auch sei. Die närrische Zeit ist vorbei. Die fünfte Jahreszeit packt ihre Koffer. Und die eingefleischten Karnevalisten singen noch einmal wehmütig ihr Lied: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei.“ Und was kommt jetzt? Kirchlich gesehen beginnt die Passionszeit. Nach aller Ausgelassenheit und Fröhlichkeit beginnt nun die Fastenzeit, die Zeit der Trauer und des Verzichts. Mit dem Aschermittwoch beginnt die Zeit, in der man sprichwörtlich in Sack und Asche geht oder sich Asche aufs Haupt streut. Aber ehrlich, wer macht das schon gern: Trauern und Verzichten? Wie in den zurückliegenden Jahren lädt die Evangelische Kirche mit der Fastenaktion: „7 Wochen ohne – Sieben Wochen ohne falschen Ehrgeiz“ Menschen ein, die Fastenzeit bewusst zu erleben. Und viele Menschen machen mit! Dabei geht es ihnen nicht um eine sieben Wochen Diät, mal schnell die überflüssigen Pfunde loszuwerden. Oder den anderen zu zeigen, wie standhaft man all zu lieb gewonnenen Gewohnheiten entsagen kann: der Schokolade am Abend, dem Glas Wein, dem Feierabendpils, der Zigarette oder denken Sie an andere Dinge. Beim Fasten geht es nicht um Selbstquälerei, um verordnete Trauer oder Selbstzerknirschung. Es geht dabei um Besinnung, um Wahrnehmung, um unser eigenes Inneres. Sich selbst wieder auf die Spur kommen. Bewusstsein zu wecken für die Fragen unserer Zeit. Nach Gott fragen und wie ich glauben möchte. Danach zu suchen, was uns so pappe satt macht und uns den Mund und die Gehirnwindungen verklebt. Fasten ist modern geworden. Und jeder, der Gott und sich selbst wieder näher kommen möchte, ist herzlich eingeladen, es auszuprobieren. Beginnen Sie ihr fasten mit drei Grundentscheidungen: Ich faste nur, wenn ich es selber will. Die Freiwilligkeit ist die Voraussetzung, dass das Fasten eine innere Angelegenheit wird. Die zweite Entscheidung: Ich selbst entscheide über die Form des Fastens. Ich selbst weiß nämlich am besten, was ich satt habe, an welcher Stelle ich dichtmache oder mich auch nach einem schweren Tag belohne möchte. Und wenn Sie mit einem fröhlichen Gesicht fasten, dann soll das die dritte Entscheidung sein. Ich tue mit etwas Gutes. Ich gönne mir was. Ich glaube, Fasten bedeutet, die Chance zu haben, ganz anders zu sein – ohne falschen Ehrgeiz. Einmal Gott näher an sich heran zu lassen und sich selbst auf die innere Spur zu kommen. Es ist eine gute Sache. Öffnen Sie sich einem anderen Nachdenken über Gott und sich selbst. Gönnen Sie sich was.
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