Moment Mal
von Superintendentin Eva-Maria Menard
Ich seh’ den Sternenhimmel
Ich kenne mich mit Sternbildern nicht aus, obwohl ich in der 10. Klasse ein Jahr das Fach Astronomie hatte. Ich erinnere mich nur noch an diese Sternkarte, die es in rechter Weise zu drehen galt.
Aber das mag ich: In warmen Sommernächten abends auf der Terrasse im Liegestuhl liegen und in den wunderbaren Sternenhimmel schauen, der sich über Perleberg wölbt. In den letzten Wochen gab es dazu reichlich Gelegenheit; die Nächte waren oft sternenklar. Ich werde dann ganz still, muss nicht denken und nicht reden. Einfach nur schauen und manchmal beginne ich leise die Sterne zu zählen. Weißt Du wieviel Sternlein stehen? Die Melodie des alten Kinderliedes summt sich dabei in meinen Kopf. Meine Eltern sangen es meinen Geschwistern und mir beim Zubettgehen vor. Und obwohl ich die Frage wie viele Sterne denn nun am Himmel stehen bis heute nicht beantworten kann, ist dieses Lied für mich Ausdruck von Geborgenheit und Vertrauen. Das liegt vermutlich an dem Zuspruch der letzten Zeile, der nach den ganzen vielen Fragen nach Sternen, Mücken und Fischen kommt: Gott „kennt auch dich und hat dich lieb.“
Jetzt bin ich erwachsen und begreife immer noch so wenig, bin ratlos angesichts vieler komplexer Fragen, die sich dem Leben in manch schlafloser Nacht stellen: Wie will ich und wie können wir hier in der Prignitz gut miteinander leben? Was braucht es dafür an Zuhören und Gespräch? Wie kommen wir zu einer solidarischen Gerechtigkeit in unserem Land? Wie bewahren wir diese großartige Erde und wie gelingt Friede? Was gebe ich meinen Kindern und Enkelkindern für ihr Leben mit?
Ich möchte mich manchmal diesen Fragen entziehen und ziehe die sprichwörtliche Decke über den Kopf. Die Bibel erzählt von Abraham: Eines nachts lässt Gott Abraham hinausgehen aus dem stickigen Dunkel der Gedanken und Sorgen und stellt ihn unter seinen weiten Himmel. Da, unter den Sternen, atmet Abraham tief ein und hebt seinen Blick. „Fürchte Dich nicht“ sagt Gott zu Abraham, „ich bin Dein Schutz“. Und da sieht er diesen leuchtenden Himmel über ihm, den er selbst überhaupt nicht begreifen oder zählen kann und fasst neues Vertrauen. Ich stehe mit ihm da und staune. Niemand von uns weiß, wie das, was wir tun, in die Zukunft hineinwirkt.
Aber es soll ein Leuchten sein, das wir in der Welt hinterlassen. Vielleicht nur eine Leuchtspur. Aber immerhin. Fürchte Dich nicht.
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