Moment Mal
von Superintendentin Eva-Maria Menard
Liebe tut der Seele gut!
Auf meinem Unterarm schimmert es golden: Liebe tut der Seele gut. Auf dem Christopher Street Day in Wittenberge habe ich mir am Stand der Evangelischen Kirche dieses temporäre Tattoo auf den Unterarm auftragen lassen, das nun langsam verblasst.
Mein erster CSD hat mich nachhaltig beeindruckt. Eine so fröhlich- bunte, wertschätzend-fordernde Demonstration habe ich noch nicht erlebt. Und alles ehrenamtlich von jungen Prignitzern organisiert! Der Kreisjugendring Prignitz und die Stadt Wittenberge halfen mit Rat und Tat.
Der CSD erinnert an den ersten bekanntgewordenen Aufstand von Homosexuellen gegen die Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street 1969. Indessen setzt sich weltweit eine bunte Mischung demonstrierender und feiernder Menschen verschiedenster sexueller Orientierung gegen Diffamierung und für gleiche Rechte ein. Und ja, so ein CSD scheint auch heute notwendig zu sein. Immer noch gibt es bei uns dumme Sprüche, Hass und Hetze. In einigen Ländern droht Gefängnis- oder gar die Todesstrafe.
Auch meine evangelische Kirche trägt eine Schuldgeschichte in Hinblick auf Schwule und Lesben mit sich. Lange wurden sie als nicht schöpfungsgemäß angesehen; homosexuelle Paare wurden in der Kirche nicht getraut. Auf dem CSD spricht mich ein Mann darauf verärgert an. Ich entschuldige mich stellvertretend für die Ausgrenzung, die er durch die Kirche erfuhr und erzähle, was sich alles geändert hat, und dass homosexuelle Paare sich längst wie andere Paare in der Kirche trauen lassen können. Am Stand steht eine kleine Playmobilkirche, die das bis ins witzige Detail der Trauringe in Szene setzt. Aber ich spüre an seiner Reaktion: So einfach schließen sich Wunden nicht. Es braucht Zeit und Vertrauen bis Verletzungen der Seele heilen können.
Liebe tut der Seele gut leuchtet so über den CSD hinaus und entfaltet seine Botschaft, die alt ist und in der Bibel zu finden. Dort steht seit Jahrhunderten und verblasst nicht: Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst. Auf den Arm und ins Herz sollen wir es schreiben, was unsere Mütter und Väter uns mit auf den Weg gaben. Liebe tut der Seele gut.
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