Moment Mal
von Pfr. i.R. Stephan Flade
Nach Rom pilgern
Mit einer Gemeindegruppe aus Marburg bin ich zurzeit in Rom.
Die antike Metropole wirkt im sommerlichen Wetter. Der Himmel strahlt azurblau. Die drückende Hitze laugt uns aus. Das Forum Romanum, die Via Appia, das Colosseum sind unser Ziel, und die Stätten der jungen Christenheit: die Gräber in den Katakomben, die Kirchen und die öffentlichen Plätze. Kunstdenkmale sehen wir, natürlich auch St.Peter im Vatican. Ihre alten Geschichte(n), die Berichte von Aufstiegen und Niedergängen berühren uns . Das christliche Rom und seine Ausstrahlung steht im Mittelpunkt unseres Besuches.
Warum Rom und nicht das Nordcap? Weil unser Glaube von der Einbindung in die Tradition unserer Mütter und Väter lebt. Vor Jahrhunderten ist man an heilige Stätten und wundersame Orte langsam zu Fuß oder zu Pferde gepilgert. Man / frau nahm sich Zeit auf dem gemeinsamen Weg. Am heiligen (besonderen) Ort wollten sie zu sich selbst finden. Sich neu orientieren, sich einlassen auf bisher Unbekanntes und auf fremde BegleiterInnen, im Gehen auch zu sich selbst finden: der Weg war das Ziel.
Bei den alten Mitreisenden haben sich äußere Reise-Umstände stark gewandelt. In Rom steht das Hören im Mittelpunkt; Ruhe und Andacht, eigene vorbereitete kurze Vorträge zu den besuchten Orten. Biblische Themen wie Personen (die uns ja überall plastisch und bildhaft begegnen) beeindrucken uns.
Das ist eben anders als bei der per Zeitung vermittelten Kreuzfahrt. Bei letzterer geht es ums entspannende „Abschalten“. Die facettenreiche, auch schwierige Vergangenheit und die unbekannte Zukunft sind ausgeblendet. In christlicher Tradition gehört das eng zusammen: Kreuzigungsstätten und Erlebnisorte, Leiden und Aufstehen. Kirchen und Klöster in all ihrer wunderbaren wie problematischen Dimension wirken auf uns.
Unsere Pilgerreise ist seniorengemäß. Sie stellt Austausch und Begegnung in den Vordergrund und zielt auf inneren Wandel durch neue Einsichten. So ähnlich hat sich der Apostel Paulus in einem Brief geäußert: Prüft alles und das Gute behaltet.
Ich wünsche uns allen einen erfahrungsreichen Sommer, Ihr Stephan Flade
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