Moment Mal

von Pfrn. Verena Mittermaier

Ein „Systemchen“ für ein besseres Leben

Ein großer Fischtank, dahinter eine Menge winkender, bunt gekleideter Menschen. Ein Hühnergehege. Eine Gruppe Jugendlicher um einen Tisch, auf dem Kunstwerke entstehen.

Foto um Foto zieht über die Leinwand, als Francisco Vladimir Lima da Silva vor einer Schulklasse von seiner Projektarbeit in Nordostbrasilien erzählt. Der Journalist aus der 3-Millionen-Stadt Fortaleza ist gerade in der Prignitz zu Gast und hat dieser Tage mehrfach von seiner Arbeit. berichtet

Eins der Schlüsselworte in seinen Schilderungen heißt „comida“ - Essen. Für viele Menschen in den armen Stadtteilen am Rande der Großstadt gehört die Beschaffung von Nahrungsmitteln zu den größten Herausforderungen des Alltags: „Das ist das erste, woran sich die Armut zeigt: Morgens darüber nachdenken müssen, wie man genügend Essen für den heutigen Tag organisiert bekommt.“ In der Corona-Pandemie nahm dieser Druck noch zu. Die Lockdowns hinderten die Menschen daran, ihren Gelegenheitsjobs nachzugehen, um Essen für die Familie kaufen zu können.

Das Netzwerk, in dem Francisco Vladimir mitarbeitet, versorgte zeitweise Hunderte von Familien mit Lebensmittelpäckchen. Gleichzeitig begann ein Diskussionsprozess, wie die Ernährungssicherheit in den Stadtvierteln der Armen dauerhaft im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe verbessert werden kann. Entwickelt wurde ein „Sisteminha“ (zu deutsch: „Systemchen“), bestehend aus Fischzucht in Tanks, Hühnerhaltung und Gemüseanbau. Drei Elemente, die im städtischen Ballungsgebiet mit wenig Grünfläche tatsächlich funktionieren. Sie werden mittlerweile an mehreren Orten am Stadtrand von Fortaleza gemeinschaftlich betrieben und kommen jeweils ca. 60 Personen zugute. Parallel setzt sich das Netzwerk auf kommunalpolitischer Ebene dafür ein, dass die Idee sich ausbreitet und weitere „Sisteminhas“ finanziert werden.

Die Schilderung der herausfordernden Lebensumstände, aber auch der Kreativität bei den kleinen Schritten zu einem besseren Leben beeindruckte viele Zuhörende auch hier in der Prignitz. Nachhaltige Lösungsansätze, die von Gruppen in überschaubarer Größe selbst verwirklicht werden können, haben weltweit Zukunft.

Mir fällt dazu die Geschichte aus der Bibel ein, in der scheinbar zu wenig zu essen da ist, ein paar Brote und Fische nur. Jesus lädt die vielen Menschen ein, sich „in Gruppen zu hundert oder zu fünfzig“ niederzulassen. Dann wird das Vorhandene miteinander geteilt. Im Teilen zeigt sich: Es ist genug für alle da.

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